Donnerstag, 30. Mai 2013

Lautstärkejunkies, Tonaudiogramme und die tiefen Töne

Ja, es ist immer noch nichts zu 'hören' aus Hannover - bis auf ein Telefonat gestern, bei dem gesagt worden ist, dass mein Fall schon bearbeitet worden ist, weiß ich noch nichts.
Aaaber ich war ja gestern beim Akustiker, bei meiner Remote-Beraterin hier in Münster, und sie meinte, dass die Wahrscheinlichkeit für ein CI dann auch groß genug ist, dass man Hoffen darf! :D

Und weil es sicherlich interessant ist, für die, die eben mal wissen wollen, wie so ein Tonaudiogramm mit meinem Hörverlust aussieht: 
Hier ist auch noch mal die Hörkurve von einem normalhörenden zu sehen. Besonders schön ist übrigens, dass es unter Null DB gibt! Das ist ja, weil ein DB ein Dezibill ist - also 1-9 ist bei 0 DB.



Ich dachte ja, dass wir jetzt bei meiner Akustikerin nur sitzen würden und über Hannover reden würden, und dann kam sie um die Ecke, mit etwas, was ich über meinem doofen Ohr schon fast vergessen habe! Ich habe ja noch mein 'Besserwisserohr' oder auch das 'Alleshörerohr', welches ja bei weitem nicht alles besser weiß, oder alles hört, was es da zu hören und zu wissen gibt.
Das Ohr ist ja nun auch mal ein wenig angeschlagen und möchte auch etwas Aufmerksamkeit haben. Ich selbst habe das wirklich ganz vergessen - aber dafür hat man dann ja den Akustiker des Vertrauens! 

Wenn ich CI und Hörgerät gleichzeitig mache, dann würde ich "Verrückt" werden, so die liebe Aussage, die mich dann auch spontan zum Lachen gebracht hat. Da sitzt man dann, seit Januar ist man dabei ein Hörgerät nach dem anderen zu testen und dann... geht es einfach weiter, als wenn nichts gewesen wäre. 
Die Erklärung, dass jetzt mal "Gut mit Laut" ist, hat mich dann auch wieder verblüfft. Mein linkes Ohr taugt zum Verstehen nichts mehr, auch, wenn es mir hilft, alles lauter zu hören, "Sie sind ja ein Lautstärkejunkie, wir müssen Sie mal auf Entzug schicken", kam dann.
Ich musste schon etwas lachen, aber es wird erklärt: Bei einer assymetrischen Schwerhörigkeit möchte man das besserhörende Ohr gerne in der Lautstärke angepasst haben, wie es das schlechterhörende Ohr brauchen würde - als Ausgleich quasi. Das ist sicherlich nicht immer gut - und lauter hilft nicht besser zu verstehen.
Meine neuen Hörgeräte sind also so eingerichtet, dass ich sie nicht endlos lauter drehen kann, was mich zwischendurch schon mal in eine etwas komische Situation gebracht hat. Alles ist leiser, dumpfer, stiller... aber ich habe mich doch beinahe erschrocken, als ich festgestellt habe, dass ich in einem ruhigen Gespräch in lauter Umgebung so schon deutlich besser gehört habe.
Klar frage ich immer gerne 'Hm? Was? Wie bitte? Nochmal bitte?', aber wenn man dass dann nur noch 3 mal und nicht 5 mal macht ist das schon ein Fortschritt.
Naja, in zwei Wochen bekomme ich dann einen Abdruck für mein neues Ohrpassstück - und das wird... BUNT! Solange ich noch lerne, möchte ich gerne, dass meine Lehrer/Dozenten/Profs eine Möglichkeit bekommen, auch zu erkennen, dass ich's mit den Ohren habe. Deshalb bekommt mein rechtes Ohr dieses tolle Ohrstück, in genau der Farbe --->


Was bei den neuen Hörgeräten jetzt auch mit bei ist, dass mir der Hochtonbereich ein wenig weggenommen worden ist. Ich soll doch ein bisschen mehr mich an die tiefen Töne gewöhnen. Naaa gut - die Welt hat in den ersten Augenblicken so dumpf geklungen, dass ich das Gefühl von Watte in den Ohren hatte. Alles klingt so ein bisschen tiefer und brummiger und so ganz mag ich es nicht. 
Ich hab's mir halt abgewöhnt, das zu mögen, und mich so auf die hohen Frequenzen gestürzt. Nix da - laut Akustikerin!
Wenn ich mich nicht dran gewöhne, wird es zum Kaffeetrinken demnächst wieder Rum und Torf Torte bei mir geben, während alle anderen ein Stückchen von der Rumkopftorte genießen. Lippenbilder und die Töne - irgendwie gehen sie nicht ganz Hand in Hand. Für euch Andershörer habe ich da sogar ein kleines Spielchen vorbreitet:

Sucht euch einen Spiegel, in dem ihr vor Allem euren Mund anschauen könnt. Und dann sagt folgende Worte und schaut ganz genau hin!

Sagt einmal ganz langsam "Rumkopf" und einmal ganz langsam "Rum und Torf"
Und dann sagt ihr schnell "Rumkopf" und einmal ganz zackig "Rumundtorf"
Wenn man jetzt nicht den "Rumkopf" kennt, aber Torf...

Probiert es mal mit einem locker gesprochenen "Kein" und dem Wort Angst.
Wie ähnlich das alles sieht :) Man kann irgendwie nicht nur von Lippenlesen hören.

Tja.
Das bedeutet für mich, dass eure Stimmen eben nicht klar sind, sondern dass ihr euch alle so anhört, als hättet ihr Watte zum Frühstück gegessen ;)



Donnerstag, 23. Mai 2013

Witzige Dinge, die den Weg säumen


 "Wenn du ein Implantat hast, musst du dann bei Gewitter aufpassen, weil du schneller vom Blitz getroffen wirst?" - im Witz, meine Mama

"Wenn du dann ein Cyborg bist - brauchst du dann ein Virusscanner, weil du dir einen Trojaner einfangen könntest?" - grinstend, mein Freund
 Immer nur her mit den wohl witzigsten Gedanken zu diesem Thema! :D

Mittlerweile geht es mir deutlich besser! Die 98% Angst, dass ich ewig so stecken bleibe (und nur 2% Hoffnung, dass es voran geht), hat sich in eine gute 80% Hoffnung und mittlerweile 20% Angst verwandelt. Klar habe ich noch Angst, dass trotz dreimaligen Nachfragens und ebensovielen Ja's doch noch ein Nein kommt. 
Für mein Empfinden hängt viel an meinem Hören. Ich kann sagen, dass mein Studium damit steht und fällt. Klar - ich werde Hilfe brauchen, auch, wenn ich besser höre als jetzt. Aber ich werde 'weniger' Hilfe brauchen und ich werde auch belastbarer sein. Vielleicht auch mutiger. Das Zugeben eigener Schwäche ist nie wirklich einfach - und die Angst, dass Kommilitonen und Dozenten sich fragen, warum ich überhaupt studiere und nicht einfach eine gute Ausbildung mache, ist, wenn ich zum fünften Mal nachfrage, was gesagt worden ist, einfach auch berechtigt. Das sind die kleinen "Mimimis" und die vielen "kleinsten Violinen der Welt" die mich da wohl einfach begleiten und die mich manchmal traurig machen und über die ich manchmal einfach nur lachend den Kopf schüttle.
Das Schöne ist, dass ich viel, viel und viel häufiger erlebe, dass meine lieben Andershörenden mit Interesse reagieren. Gebärdensprache und Lippenlesen sind wie Geheimsprachen und ich freue mich immer wieder, wenn ich ihnen (und Euch) etwas zeigen darf und beibringen kann.

Es gab so eine schöne Situation mit meiner Besten in einem DM. Ich hatte mit ihr am Vormittag meines Besuches ihre Kenntnisse des Fingeralphabeths und einige handliche Lautsprachunterstützende Gebärden aufgefrischt und beigebracht und so gingen wir dann einkaufen. Ich mache das wohl sehr häufig, dass ich Personen auf Distanz zugebärde, wenn ich ihnen etwas sagen will - oder wenn ich etwas fragen will. Früher wurde ich wie ein Auto angeschaut - mittlerweile versteht man mich!
So standen wir im DM - sie ganz am Anfang und ich ganz am Ende. Ich weiß nicht mehr was ich gesucht habe, aber ich hatte eine Frage und hielt das Produkt hoch und stellte dann meine Frage mit den Händen. Und zu meiner und auch wohl zu ihrer Überraschung verstand sie es und antwortete. 
Mit einem dickem Grinsen hatte sie mir hinterher gesagt, dass das ja wohl total praktisch sei.
Ich konnte nur zurückgrinsen. Über zwanzig Meter Entfernung können sich wohl nicht alle so entspannt leise miteinander unterhalten.

Ähnliches gibt es auch immer wieder mit einem lieben Freund, dessen Schwester sich wohl intensiv mit Gebärden auseinandergesetzt hat (oh, berichtige mich, wenn ich falsch liege!), und er hat das wie ein Schwamm aufgesogen. Bei wichtigen Gesprächen, oder in Situationen bei Gesellschaftsspielen, in denen vor anderen Spielern ein Geheimnis bewahrt werden muss, können wir einfach auch still und leise mit Gebärden kommunizieren.
Ich bin kein Gebärden-Muttersprachler, aber die unterstützenden Gebärden haben sich in mein Gedächtnis gefressen und ich werde sie auch nicht so schnell wieder loslassen.

Wer sich für einige Gebärden interessiert, möchte ich hier noch ein paar Youtube-Videos zeigen:

Und hier, wenn ihr noch eine grafische Darstellung des Alphabeths gebrauchen könnt (ich habe es sogar mal meinem Freund auf ein T-Shirt gedruckt :-D)

,
eure Katharina

Sonntag, 19. Mai 2013

Geräusche und die lieben Nerven

Uuuh - ich hab da so ein Hobby, und das können ganz viele meiner liebsten Personen so gar nicht leiden! Trommeln, klatschen, knacken, rascheln... alles was Geräusche macht wird liebevoll minutenlang fasziniert ans rechte Ohr gehalten und manchmal verzückt es mich so sehr, dass ich gar nicht mehr aufhören kann.
Besonders drunter zu leiden hat da wohl mein lieber Freund, der mich schon mehrfach darauf hingewiesen hat, dass das Wasser in Plastikflaschen nicht umbedingt mehr Kohlensäure bekommt, wenn man damit auf der Tischkante versucht die Titelmelodie von Game of Thrones nach zu spielen.
Oft sind solche Lärm-Aktionen dann mit einem erstaunten "Boah! Kannst du es auch hören?" begleitet. wo ich dann meistens irritiert angeschaut werde. Nö, meistens nicht. Es sei denn, ich trommel mal ein Trommelsolo.

Ich liebe Musik. Und dann mag ich sie nicht. Ich bin manchmal ganz schön eingeschnappt, weil ich mich noch an Zeiten erinnern kann, wo ich besser gehört habe. Ich hab sogar gesungen, sogar Solo und hab so einige Musikstunden genommen. Und dann mit einem Mal geht es nicht mehr. Wie soll man denn bitte singen, wenn man sich selbst nicht kontrollieren kann?
Naja, ich kontrolliere mich ja, aber scheinbar hört man da die Töne so völlig anders. Manchmal sind Normalhörende eigentlich nur "Andershörer", oder?

Ich hab heute zum Beispiel ein sehr interessantes Geräuschphänomen gehabt - ich musste ziemlich lachen. Ich habe so einen tollen, quietschtürkisen Gymnastikball - für Gymnastik eben und fürs drauf sitzen. Wenn man auf so einem Ball sitzt, dann ist das stillsitzen schon mal so richtig schwer.
In Runde von Bekannten hab ich mich auf diesem Ball also im Nichtstillsitzen geübt, weil ich langsam ziemlich müde vom Zuhören und Reden wurde.
Und das quietscht eben so schön.
So ein ganz hohes quietschen eben.

Und dann beschwerte sich jemand: "Hör auf, da rumzudonnern!"
Hm?! Donnern? Wenn dann quietscht das ja wohl - nachgefragt und in 5 verwunderte Gesichter geschaut, die allesamt den Kopf schüttelten. Da quietsche nichts, das donnert, ein tiefes, tiefes Grollen, welches alles in Vibration versetzt.
Quatsch - die spinnen doch? Ich hab auf dem Ding gesesssen und hab nicht verstanden, was meine lieben "Andershörer" gehört haben. Und glaubt mir - ich bin geduldig und habe getestet, ob ich auch nach 10 Minuten Nichtstillsitzens das Geräusch endlich hören kann. Das endete natürlich in einem frustrierten Seufzen und einem "Das nervt, lass das! Das Geräusch ist super unangenehm. Das ist so tief, da vibriert der Kopf  von."
Hallo, ihr lieben?! Hört ihr denn das quietschen nicht!? Nein, das hört man nicht. Da saßen sie dann, 5 ganz still und konzentriert und auf der Suche nach dem Ton, den ich beschrieben habe. Und dann ein nicken, jaaaa, irgendwo da quietscht es auch. Ganz leise - aber das Grollen ist so laut, dass es das überdeckt.

Hoppala. Ich sag doch - Anders hören. Ich mag da vielleicht schlechter hören, aber ganz sicher auch ganz viel, ganz anders. Das ist beinahe so, als wenn ich der Meinung bin, dass meine Farbe, die ich schon immer als "rot" gesehen habe, für alle Anderen aber irgendwie nach blau aussieht. Da weiß man doch dann wirklich nicht mehr wo die Realität versteckt sein soll.

Das alles führt mich zu der nächsten Frage: Wie klingen den Stimmen?! Ich habe vor kurzer Zeit einen netten Opernsänger kennengelernt, der Bass singt. Das ist so unglaublich tief und er hat auch eine tiefe Stimme, aber ich hatte nie Probleme ihn zu hören; weil er für mich ganz einfach gar nicht so tief klingt, irgendwie.
Eine Stimme besteht ja nun aus verschiedenen Frequenzen - scheinbar höre ich nur die, die ich hören kann und die andern existieren für mich gar nicht. Das ist so ein bisschen wie ich beim Gewitter immer sitze und laure - wenn ich denn nämlich mal den Donner höre, dann ist er so laut, dass Fenster wackeln und alles um mich herum bebt. Davor hab ich sogar richtig Angst. Obwohl ich früher als Kind gerne mit meinem Vater die Blitze beobachtet habe, mag ich das jetzt gar nicht sehen. Ich werde nervös und gehe lieber rein und schaue weg. Wenn ich keine Blitze bemerke, dann sitzte ich da nicht die ganze Zeit und warte darauf, dass es endlich das kleine Donnererdbeben gibt. 

Aber egal, ob ich jetzt irgendwie Töne nicht mag oder irgendwelche nicht wahrnehmen kann, oder was auch immer - ich bleibe dabei, dass sie mich faszinieren. Ich gehe auch gerne rum, nehme sie auf, spiele sie auf meinen PC um sie dann ganz laut drehen zu können um sie mit einem Kopfhörer dann genaustens mal zu hören. 
Scheinbar muss ich das mal mit dem Gymnastikballdonnern machen - obwohl... so doll interessiert es mich nicht, was meinen lieben Andershörern denn wehtut, wenn sie es hören. Diese unangenehmen Geräusche können sie gerne behalten ;), die müssen sie gar nicht mit mir teilen. 

Einmal, als ich mit meiner Besten durch den wohl größten Marktkauf Lemg...äh Deutschlands gelaufen bin, hatte ich so einen kleinen, weißen Zettel dabei. Wenn man ihn auf besondere Art und Weise unter Spannung gesetzt hat, und dann gewedelt hat, dann hat er ganz hoch und ganz signifikant geknackt. 'KnackKnackKnackKnack'.
Ich war völlig absorbiert von dem Geräusch, als meine Liebe ohne genauere Destination durch die DVD-Regale auf Raubzug für ihre wirklich imposante Filmsammlung ging - und dann ist mir irgendwann die kleine Gruppe von jungen Damen meines Alters und etwas jünger aufgefallen (20-24 etwa, denke ich), die sich kichernd nach mir umsahen, sich wegdrehten und draaaamatisch meine Bewegung mit ihren Händen nachahmten und dabei die Augen verdrehten, als wenn sie gleich ohnmächtig zu Boden gehen würden.
Wow - mir war das auf einmal peinlich. Und es war mir unangenehm, dass ich mich jetzt so fühlte. Mal wieder unverstanden von irgendjemanden Fremdes, der nur oberflächlich entscheiden konnte, was da passierte. Und klar sah das wohl so aus, als wenn meine Konzentration Genervtheit ist, während ich da wartend wie eine Diva stand (zugegeben, nettes Komplimen ;)).
Das war einer der ersten Male, dass ich selbst auf Fremde zugegangen bin, meine Haare zur Seite gezogen habe und mit dem Unbekannten konfrontriert habe. "Ich bin schwerhörig, und dieses Geräusch habe ich noch nie zuvor gehört. Das ist kein Luftwedeln, das ist Neugier. Aber danke für das offensichtliche Lustigmachen."
Spieß umgedreht. Vielleicht ein bisschen unfair von mir, ich geb es ja zu, aber ich hab die Schamesröte in den Gesichtern richtig gefeiert, das gestotterte "Entschuldigung" wie Schokolade genossen und mich hinterher köstlich amüsiert, dass sie sich immer, wenn wir sie im Laden noch mal gesehen haben, ganz schnell woanders hinbewegt haben - immer mit diesem erschrockenem Gesichtsausdruck. 
Manchmal hat man eben das Gefühl, wenn man sich JETZT nicht SOFORT wehrt, dann erstickt man an sich selbst und in Selbstmitleid. 

Tja, und darum hab ich meinen Gymnastikball wohl auch mit einer gewissen Schadenfreude genossen.Da hab ich dann auch gedacht und schließlich gesagt: Es gibt auch Momente, wo man sich wohl wünscht, dass man auch mal nicht hört.
Und nachdem dann einer aus dem illustren Kreis auch noch eingeschlafen ist (nunja, er hat lange gearbeitet ;)), und wohl angefangen hat laut zu Schnarchen habe ich nur gegrinst und mich einen Augenblick darauf gefreut, dass ich auch, wenn ich ein CI haben werde, immer die Möglichkeit haben werde die Welt um mich herum einfach zum Schweigen zu bringen!

Samstag, 18. Mai 2013

Infos, Infos, Infos! Her damit!

Auch andere haben doofe Ohren! Wenn man mal im Internet stöbert, dann stellt man echt fest, dass die Idee, über seine Ohren etwas zu schreiben echt nicht einzigartig ist! Ich bin da echt dankbar für, weil so hat man das Gefühl sich auch mit Leuten noch weiter austauschen zu können, denen es mal ähnlich gegangen ist!
Besonders toll fand ich den Blog von Enno aus Berlin; er schreibt jetzt nicht ausschließlich über sein 'elektrisches Ohr' (wie er es sehr sympathisch nennt), hat aber seine Postings zu diesem Thema hübsch zusammengefasst, damit man bequem und chronologisch nachverfolgen kann, was da wohl alles passiert mit ihm und seinen Ohr und später Ohren.
Das Witzige ist, dass er noch völlig andere Tests bei den Voruntersuchungen gemacht hat, als ich - aber das ist wohl dann doch sehr unterschiedlich von Krankenhaus zu Krankenhaus.

Hier die Tasche von Advanced Bionic

Neben dem Internet hab ich ja jetzt meine tolle Infotasche aus Hannover mitbekommen - und da sind so viele Infos drin, dass ich selbst kaum noch durchblicke. Es gibt wohl nur drei Implantathersteller - Cochlear, MED-EL und Advanced Bionics. Überall findet man so kleine Berichte über Menschen mit dem Implantat und wie sie damit zurecht kommen - man merkt, dass es Werbebroschüren sind, es steht kaum etwas über die Nachteile drin, die wohl auch auf einen zukommen werden.

Das DHZ bietet hier aber auch eine Infobroschüre an, in der ein bisschen mehr steht. Jetzt zur Zeit steht noch gar nicht fest, welches CI ich bekomme und bekommen kann - das wird sich erst zu meinem nächsten Besuch in Hannover herausstellen. Wann der ist, wird man mir verraten, wenn ich einen Brief bekommen habe und die Sachen mit der Krankenkasse geklärt ist. Mir wurde da irgendwas erklärt, dass sie eben mit voller Kostenübernahme der Krankenkasse implantieren - die wird vielleicht ein kleinesbisschen mucken bei mir, aber da zucken die Ärzte drüber die Schultern. Sollen sie doch. 
Jemand erklärte mir dort, dass die Klinik Hannover für die Krankenkassen Maßgebend sei - sollte man also irgendwo in Deutschland in einer Klinik sein, die 'Ja' zum CI sagt, und die Krankenkasse sagt dann 'Nein', kann man einmal den Weg nach Hannover auf sich nehmen, sich dort untersuchen lassen. Sollte dort ein 'Ja' feststehen, dann wäre das wohl eine fundierte zweite Meinung. In wie weit das aber wirklich der Realität entspricht weiß ich nicht. Ich hoffe es aber :)

Und hier der Inhalt. Gelb ist Cochlea und Rot MED-EL
In der Infobroschüre des DHZ stehen ja jetzt erstmal die wichtigen Dinge für mich, mit denen ich mich jetzt ein bisschen über Wasser halte, bis dieser Horror vom "Wann kommt endlich der blöde Postbote, Mann!" vorbei ist.
Hier steht es wunderschön drin:
"Von einseitig gehörlosen Menschen , implantiert mit einem CI, wissen wir, dass das Sprachverstehen das normale Gehör auf der anderen Seite sehr gut unterstützt. Das liegt an unserem leistungsfähigen Gehirn und der ausgefeilten Technologie." (S. 2 der Broschüre "Cochlea-Implantat-Versorgung bei Erwachsenen" von der Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde an der MHH) und natürlich solches hier: "Bei einseitiger Gehörlosigkeit steht mittlerweile ebenfalls das CI als Alternative zur CROS-Versorgung zur Verfügung" (S.3).
Jetzt steht da Gehörlos - ich erwische mich dabei, wie ich mir einen Kopfhörer ins Ohr stöpsel da, und voll aufdrehe, um dann zu erkennen, dass ich da eben noch was höre. Naja, ich weiß nur nicht was. Das ist ein "Mumbeln" und ein "Zischeln" - wenn ich dann den rechten Kopfhörer mal Probeweise ins Ohr stecke, dann merke ich, wieviel ich NICHT höre. Aber ich hab immer das Gefühl, dass ich dann gleich auch schlechter höre, wenn ich Links nicht dabei hab.
Scheinbar helfen mir schon diese kleinen mumbelnden Dinge auf dem Ohr etwas. Maaaann, wenn ich mir vorstelle, dass ich da doch noch irgendwann mehr als nur das höre! Das würde mir dann doch noch gleich viel mehr helfen :) Gänsehaut! Wirklich. Ich wette, dann macht das Nicht-Verstehen und witzige Situationen gleich wieder mehr Spaß.

Jetzt rede ich hier die ganze Zeit von CI und co und hab euch noch keine Bilder dazu gezeigt, das hole ich jetzt gleich auch noch nach :)
So sieht es dann schematisch aus - ich hoffe, man kann was erkennen

Das hier ist das Implantat selbst. Hier von der Firma Cochlea.

Sooo :)
So ein bisschen Angst hab ich doch, dass es am Ende doch nichts wird. Ich will hören - auch in schweren Situationen!

Das war es erstmal für heute :D
Eure Katharina

Donnerstag, 16. Mai 2013

Ein Hörtest kommt selten alleine

Ich war ja nun gestern zum CI-Screening in Hannover. Der Tag fing sehr früh an - um 10.30 hatte ich den Termin, wir waren aber schon um 10 da - und wir sind erst um 16 Uhr wieder rausgekommen.
Meine Eltern und mein Freund haben mich begleitet, danke euch noch einmal dafür - aber mental haben mich meine ganzen Freunde und die Menschen, die mir wichtig sind, genauso getragen! Danke auch euch!

In Hannover musste ich am Anfang quasi nicht warten. Ich war zwar eine halbe Stunde zu früh da, aber ich kam trotzdem sofort dran. Begrüßt worden bin ich mit einer blauen Tragetasche als Geschenk, in der sich Materialien zu verschiedenen CI-Firmen fanden. Diese Tasche mit Infokram hat und dann den Tag über begleitet und auch Informiert. Und mich ein wenig irritiert, weil ich so gar nicht wüsste für welches Implantat ich mich entscheiden müsste. Aber hört, hört - ich werde am Ende wohl wirklich nicht viel Auswahl haben.

Ein Arzt hat mich ein wenig zu meiner Schwerhörigkeit befragt, einige Notizen gemacht und geschaut ob mein Ohr auch von außeninnen aussieht wie ein Ohr und dann ging es wieder ins Wartezimmer. Und das mächtig nervös. Wenn Hörgeräte nicht mehr funktionieren, dann ist das ziemlich frustrierend, weil man zwar versucht mit Hilfsmitteln auszugleichen, aber es nicht schafft. Da ist die Angst, dass die quasi 'letzte' Hoffnung CI eben mit einem 'Nein' einen schnellen Tod stirbt groß.
In einer Beratung in Münster gab es nämlich zum Thema CI eine kleine Fehlinformation, die mich die letzten Wochen ziemlich fertig gemacht hatte. Es hieß, dass auch beim CI das bessere Ohr gewertet wird. Also, quasi, dass mein besseres Ohr genauso schlecht sein muss, wie das linke, damit man ein CI bekommt.
So eine Vorstellung ist ziemlich deprimierend. Man fühlt sich sehr schnell nicht ernstgenommen mit seinem Problem und man fängt an, an sich selbst zu zweifeln und Fragen zu stellen, ob man selbst einfach nur nicht hören will. Und sich einzureden, und einreden zu lassen, dass es nicht so schlimm ist. Das hält dann bis zur nächsten Kommunikationspanne. Danach fühlt man sich immer wie der Schuldige, der eine Situation vielleicht auch zur Eskalation gebracht hat, weil man etwas falsch verstanden hat.

Meine erste Hoffnung war also bereits in Münster gestorben und ich war, mich an meinem letzten Strohhalm klammernd, dass ich einfach seelisch auf dem Zahnfleisch gehe mit meinen Ohren, eigentlich nicht sehr optimistisch. In Hannover waren dann ersteinmal ein noch zwei Weitere Personen zum Screening da, und beide hatten eine völlig andere Einstellung. Sie wollten das CI nämlich gar nicht, aber dazu später noch einmal.

Ich wurde dann auch ersteinmal von einer Audiologin abgeholt.
Was jeder von uns wohl kennt, sogar die Normalhörenden, sind Hörtests. Man sitzt beim Arzt, auf einem Stuhl, manchmal in einer Kabine, manchmal nur in so einer Art Besenkammer mit Eierschalenbehältern an den Wänden um den Schall draußen zu halten - und man hat einen Kopfhörer auf und so einen Knopf in der Hand.
"Bitte Drücken Sie, sobald Sie einen Ton hören."
Jemand, der Normalhört, der sitzt dann da und macht dann nur noch "Drück, drück, drück" und ist stolz, wenn er auf das Audiogramm sieht, welches ganz, ganz oben ist.
Gut gehört, fertig.
Wenn man schlechter hört, dann ist das mit dem Ton hören schon mal ein wenig eigenartig. Man sitzt da schon mal eine kleine Weile, während die Audiologenperson langsam die Lautstärke hochdreht.
Ist das fiepsen da schon ein Ton? Nein... oder? Ah! Es wird lauter, jetzt erkenne ich auch, dass das sich anders anhört, als ich gerade gedacht habe. Ich drücke drauf.
Hm - jetzt wird es wieder leiser, ich höre es noch. Ich drücke drauf. Es wird leiser, aber ich erkenne nicht mehr, ob es der Ton ist, oder ob es der Nachhall des Tons in meinem Kopf ist.Ich warte einen Augenblick. Ich entscheide zu drücken.
Ich warte wieder eine Weile, nichts ändert sich.
Und dann der nächste Ton.
Huch? Hab ich gerade einmal falsch gedrückt?
Oder aber man entscheidet sich dagegen zu drücken, und fragt sich dann das Gleiche.

Meine Tonaudiogramme unterscheiden sich immer so um 10db von einander - was laut Arzt und Akustiker mit Tagesform zu tun hat. Wenn wir müde sind, dann sehen wir nicht nur schlechter, sondern hören auch mieser. Und wenn wir schlecht gelaunt sind, dann reagieren wir auf Reize vielleicht sogar schneller, als sonst weil sie uns auf 180 bringen und wenn man traurig ist, dann müssen die Reize durch diese Graue Wolke erstmal zu unserem Hirn vordringen.
Tonaudiogramme sind also manchmal nicht wirklich das genauste vom Genauen. Vor Allem, wenn es an die tiefen Töne geht. Die sind bei mir links so stark aufgedreht, dass ich nicht unterscheiden kann, ob es ein Ton ist, oder ob mein Ohr nur vibriert. Das ist manchmal wirklcih frustrierend, weil man da sitzt, und sich fragt, ob man drücken soll. Ich entscheide mich in dem Fall immer zu sagen, dass ich glaube etwas zu hören, aber mein halber Kopf vibriert halt von dem Bass, der links dann manchmal auf 100db eingestellt ist.
100db direkt an eurem Ohr, liebe Hörenden. Googelt mal, wie laut das ist ;)

Das ist der 0815-Hörtest, den wohl jeder wirklich gemacht hat. Aber da gibt es weitere!
Habt ihr schon mal dagesessen und zweistellige Zahlen ins Ohr geflüstert bekommen? Damit kann man so ein bisschen messen, wie gut das Kontext hören ist.
 cht n vierzig -  eun n fü fzig - z ei n z nzig
Wenn ihr euch das vorlest, dann werden ihr sicherlich darauf kommen, was es ist.
Und es gibt noch mehr Hörtests!
Einsilbige Wörter ebend, die zwar ein wenig antiquiert sind, aber mit einem anständigen Wortschatz zu bewerkstelligen. Hier ist es ein bisschen schwerer im Kontext zu hören.
Da sind Worte bei wie Pest, Schild, Thor, Brei, Bart. Aber manchmach verstehe ich nur das hier:
Ooor, Brck, Pfa, Kruck, Strum - da kann selbst ich nicht mehr raten, was das denn jetzt gewesen ist o_o

 Oh - wusstet ihr eigentlich, dass ihr über euren Schädelknochen hören könnt? Man kann es mit einer Stimmgabel gut testen. Anschlagen und das Ende hinter eurem Ohr auf diesen Knubbel setzen und ihr werdet einen Ton hören. Oder wenn man die Gabel direkt auf euren Kopf drückt (meist in Verbindung mit der Frage: "Wo hören Sie den Ton? Links, rechts oder in der Mitte?"). Es gibt so einen Kopfhörer, der besteht aus einem Bügel mit einem Polsterende - das kommt an die Stirn - und einem Ende, wo so eine feste, kleine Oberfläche drauf ist. Die wird dann an diesen Knubbel gesetzt. Und die Vibriert die Töne wie eine Stimmgabel, so, dass man die Töne über den Schädelknochen hören kann. Bei mir wurde dafür noch das rechte Ohr mit einem Zusätzlichen Kopfhörer mit Rauschen 'vertäubt', und siehe da, so mancher einigermaßen guter Hörtest für Links ist noch ein bisschen schlechter ausgefallen, weil ich scheinbar wirklich manchmal mit meinem rechten Ohr das höre, was für Links ist. Zumindest für Hörtest.
Daraufhin wurde dann auch noch mal der Tonaudiogrammtest gemacht, diesmal mit eben dem Rauschen auf dem rechten Ohr. Schließlich müssen die Töne links so laut gemacht werden - und der Weg zwischen meinen beiden Ohren ist jetzt auch nicht so lang.

Damit sind alle Kopfhörertests wohl einmal beschrieben - aber das ist noch nicht das Ende vom Lied.
Es gibt auch die Tests im sogenannten Freifeld. Man sitzt einen Meter von einem Lautsprecher entfernt ausdem Worte und Zahlen in Gesprächslautsstärke herauskommen. Das ist für mich in ruhiger Umgebung und mit Hörgeräten gar nicht soooo schwer; zumindest mit den SuperpowerGeräten hatte ich da schon echt schöne Ergebnisse. Ohne Hörgerte sieht das anders aus.
Und weil die Ärzte wissen, dass man nicht sehr häufig wirklich im Stillen Raum mit Menschen redet, wird dann meistens von hinten ein Rauschen mit in den Raum gespielt. Da höre ich dann gleich wirklich viel, viel schlechter.
In Hannover ist dann etwas sehr eigenartiges gewesen.
Dort gab es nicht die Worte und Zahlen, die man eben auch vom Kopfhörer kennt, im Freifeld, sondern Sätze. Sätze! Und mir wurde erlaubt zu raten.
Raten ist unglaublich wichtig für mein tägliches Hören. Wenn ich in der Uni sitze, dann höre ich manchmal etwa so:

Die Sch  cht ei    aterlo  vo achtzehnte  J ni  achtzehnhundertfünfzehn  w r die letzte Sch  cht  apole o Bo  part s. Sie fa d   fünzehn Kilo  ter südlich vo  rüssel i  d r  ähe des Do fes  aterlo statt.

Ich weiß halt, dass ich in der Veranstaltung bin, in der es um Napoleon geht, und wenn der Dozent so nett ist, eine Powerpoint-Präsentation zu haben, dann steht das, was er da quasselt dann in Stichworten.
Wenn ich nicht wüsste, dass es um Waterloo geht, dann hätte ich die Stadt "Aterlo" aufgeschrieben und da es keinen bekannten Ort gibt, der Rüssel heißt, muss es wohl auch Brüssel sein. Da ich Lippen lesen kann, verstehe ich dann auch dass man mir mitteilt, dass da nicht nur Buchstaben sind, die ich hören kann, sondern auch welche, die ich nicht wahrnehme. Ah, es ist also bei Brüssel gewesen, in der Nähe des Dorfes Waterloo.
Nach solchen Glücksrad-Veranstaltungen bin ich dann auch erstmal ziemlich gar und ne Waschmaschine habe ich auch noch nie gewonnen.

Also kamen Sätze reingespielt, die etwa die Komplexität von dem hier hatten:
Otter b ckt ein    K  chen
öchte  Sie  ein  Stück K  chen esse  ?
Nein,  nke. Ich hab   e uck.

Ich hab noch mal nachgefragt, ob ich raten darf - ich bekam noch mal das Ja.
Da backt Otter einen Kuchen - Moment! Nein, Mutter backt einen Kuchen! Und möchten Sie ein Stücke Kuchen essen? Nein, Danke, Ich habe ... ähm... uck ... euck... eug... genug!

Haha! Man kann da ja schon ein bisschen stolz sein. Man ist ja auch ehrlich und verschlechtert seine Ergebnisse nicht extra o.o.
In Ruhe habe ich da, wie gesagt, so keine Probleme mit dem Raten und verstehen. Dann passierte in Hannover dann aber etwas ziemlich dummes. Das Rauschen für den Störschall wurde nicht hinten eingespielt, sondern weil der Raum nunmal so ein wenig komisch fest konzipiert ist, habe ich die Sätze frontal bekommen, und das Rauschen wurde mir dann doch ehrlich auf das linke Ohr geschaltet.
Und da juckt mich das nur wenig.
Klar, ich hab etwas schlechter gehört, aber wenn der Störschall hinter mir gewesen wäre, dann wäre das Ergebnis ehrlicher gewesen. Ich ignoriere ja auch sonst alle Menschen und Geräusche, die mich von links anquastchen.

Ich war also ein wenig verwundert, dass das jetzt so gemessen wird, dachte dann aber, naja, was solls, wird andersrum auch  noch mal gemessen, dann höre ich so gar nix und dann können die ja ruhig den Durschnitt bilden.
Nachdem Test ging es dann aber doch wieder zurück ins Wartezimmer, wo meine drei tapferen Begleiter so eine Stunde bis anderthalb Stunden auf mich gewartet haben. Es wurde noch schnell einmal Ohrdruck gemessen und irgendwie so ein weiteren Test... aber so richtig nachempfinden, was das war kann ich nicht, weil man mich nicht aufgeklärt hat - ich hab aber nicht gefragt, sondern ich war schon ein bisschen erschöpft nach diesem Hörtestmarathon.

Kurz darauf kam dann auch schon eine weitere nette Person ins Wartezimmer, die mich zusammen mit zwei weiteren CI-Screening-Personen weggeführt haben. Meine Mutter ist mitgekommen und so konnte sie bei der folgenden, überraschenden, CI-Präsentation dabei sein.
Meine beiden Begleiter haben völlig andere Umstände als ich. Der erste, den ich kennengelernt habe, war ein Herr aus Hessen, der einen krassen Hochtonverlust hat, aber im tiefen Ton quasi ganz normal hören kann. Und der zweite Herr, war schon deutlich, deutlich älter und zusammen mit seiner Frau da, er war am Anfang des Jahres ertaubt, aber er machte auf mich nicht einen besonders willigen Eindruck. Als uns die Pädagogin, die uns hier eben berichtete und erklärte, erläuterte, dass man das Hören wirklich lernen müsste, war er sogar so ärgerlich darüber, dass er sich ein 'Scheiße' nicht verkneifen konnte.
Auch der Herr aus Hessen war ein wenig verunsichert, weil er eben auf beiden Ohren so schlecht höre und die Vorstellung, dass er mit einem CI völlig anders höre, hat ihn abgeschreckt. Inklusive... wenn man ein CI bekommt, dann kann es sehr gut sein, dass man ersteinmal wirklich taub ist auf dem Ohr. Kein Resthören mehr. Das ist weg. Wirklich, wirklich weg.
Diese Vorstellung ist gruselig, ja - aber ich für meinen Teil kann hier das schon viel gehörte Argument als Stütze nehmen: Für mich macht es keinen Unterschied mehr.

Ich bin also sehr Pro-Implantat.

Und ich musste auch vor Freude auch ersteinmal weinen, als man mir hier dann sagte, dass die Information, dass bei einem CI die Krankenkasse auch das bessere Ohr dann als Maß nimmt, eben falsch sei.
So halb unter der Hand gesagt, habe ich sogar wirklich gute Chancen mit dem CI wirklich besser zu hören, weil mein rechtes Ohr noch so gut ist. Ich spreche gut, ich hab einen umfangreichen Wortschatz (danke Mama!).

Ein bisschen mit mehr Hoffnung bin ich dann aus diesem Beratungsgespräch gekommen, aber mir war da auch ein bisschen schlecht und unwohl, weil das Nein jetzt irgendwie dann nicht mehr an der Krankenkasse liegen würde.
Wenn es ein Nein gäbe, dann... naja, dann würde das Problem ja quasi zu mindestens 80% an meiner Einstellung liegen. Mit der Idee habe ich mich zwar schon angefreundet, aaaaber naja. Man hat trotzdem Angst.

Wir mussten dann von 13 Uhr bis 15:45 warten, bis wir dann eine EInschätzung gehört haben. Leider nicht vom Oberarzt, aber von dem Arzt, der mich am Anfang schon betreut hatte - und wie bei jedem fing er an, mich ganz vorsichtig darauf hinzuweisen, dass er nicht glaubt, dass ein Hörgerät noch helfen würde links.
Links käme, sagte er ganz sanft, ein Cochlear-Implantat in Frage.

Und dann saß ich da.

Und er erzählte weiter, dass zwar die Satz-Dinger zugut ausgefallen seien, aber er weiß ja auch, dass das Rauschen nur auf der linken Seite eingespielt werden kann, was bei mir eben witzlos ist.
Ich hab noch mal gefragt, ob er denn sicher sagen kann, dass ich ein CI links bekomme.
Und er sagte mir dann, dass dir Krankenkasse vielleicht etwas mucken wird, aber sie bekommen es durch.
Ja. Aber der Oberarzt hat das letzte Wort, aber er berät den Oberarzt ja.
Und er glaubt auch, dass das alles bis Oktober über die Bühne gehen kann - er wird vermerken, dass es bei mir dringend ist.

Vor kurzen hat eine Freundin von mir mir erklärt, dass sie nach der Blutabnahme immer einen Kreislaufzusammenbruch hat, weil das Adrenalin bei Anblick der Spritze wirklich einen eigenen Kopf hat und nachdem alles vorbei ist, sofort verschwindet.
Gestern hab ich so ein bisschen verstanden, wie sich das anfühlt.


Jetzt bekomme ich also noch einen Brief auf Hannover, auf dem die Empfehlung und die Kostensicherung, die ich an die Krankenkasse schicken muss, drin sind.

Klar, da sind noch 5% Angst, dass man doch noch Nein sagt.
Aber die restlichen 95% Katharina freuen sich gerade, und fangen an solche Fragen, wie meine Mama sie im Spaß gestellt hat, wie etwas ganz wertvolles bei sich zu behalten. "Musst du dann demnächst bei Gewittern im Haus bleiben wegen erhöhter Blitzschlaggefahr?"
Solche Fragen bringen einen doch auch die Leichtigkeit zurück, oder etwa nicht?

Euch einen ganz lieben Gruß,
Eure Katharina



Liebe Welt da draußen - jetzt ist Schluss mit Lustig!

Hallo!
Nachdem ich jetzt seit Januar dabei bin mir darüber den Kopf und die Ohren zu zerbrechen, wie ich denn weiterhören will, und ich viele, viele Fragen von Bekannten und Freunden bekomme, habe mich mich dazu entschlossen, meinen Ohrweg hier festzuhalten!
Vielleicht findest sich sogar jemand, der es ganz ähnlich "an den Ohren" hat wie ich ;)

Vorweg - ich bin schwerhörig; also nicht nur in Situationen, die einem dann einen schönen Vorteil bringen, wenn man mal nichts hört (zum Beispiel, wenn man gebeten wird etwas umständliches mit nach Hause zu bringen, wie zwei Träger Wasser extra ;) - keine Sorge, das mache ich nicht).

Es ist manchmal gar nicht einfach Menschen zu beschreiben, wie das eigentlich ist, wenn man schlechter hört, weil ich eben auch ganz ehrlich sagen muss, dass ich ja auch nicht beschrieben bekommen, wie das nun so ist, wenn man besser hört. Das Einzige, was ich sehe ist, dass die Menschen, die hören können, besser mithalten im Leben als die Menschen, die es nicht können.

Das geht morgens mit dem Wecker los, das geht in der Uni in den Vorlesung weiter, findet seinen Höhepunkt in Diskussionsseminaren, seine traurige Wahrheit wenn man Abends mit Freunden zusammen wo hin geht und hört auch nicht auf, wenn man sich denn mit seinen Freund noch mal vor den Fernseher setzt um sich gemeinsam berieseln zu lassen. Den Wecker nicht zu hören ist nervig, in der Vorlesung nicht mitzukommen ist bescheuert, weil die Dozenten doch auch einfach mal Literatur raushauen könnten, welche ich dann genauso 'lesen' kann, wie ihre Vor'lesung' und in den Seminaren ist es schließlich wirklich so, dass ich bemerke, dass es sein kann, dass ich wegen meinen Ohren die Uni nicht schaffe. So simpel ist das.
Jetzt sollten die Vorschläge kommen, dass ich mit Dozenten reden kann und dass ich mir einen Dolmetscher besorgen sollte - tja, da ist das Problem. Ich habe ein asymetrisches Gehör - das heißt, ich bin auf meiner linken Seite so hochgradig schwerhörig, dass ich mich selbst taub bezeichne, weil ich da einfach wirklich nichts höre, und auf meiner rechten Seite habe ich eine "Mittelgeradige Tieftonschwerhörigkeit". Behörden und auch die Krankenkasse schauen sich nicht das Resultat an, welches sich aus beiden Ohren ergibt, sondern lediglich nur das bessere Ohr.
Was dazuführt, dass ich vor der Krankenkasse den geringsten Beitrag bekomme und Behören zusätzliche Geräte, Personen und Dienstleistungen mit dem triumphierenden Lächeln der Freude wieder ein paar Euronen gespart zu haben, ablehnen, weil ich bin zwar schwerhörig, aber "komm! Du hast doch noch ein Ohr, was so einigermaßen geht. Da dürftest du eigentlich keine Probleme haben".

. . . autsch.
Ich stelle mir ganz häufig vor, wie es ist blind zu sein.
Dann würde ich in der Uni sitzen, und alles hören, und meine Dozenten würde sofort nicken. Ich hätte eine Behinderung (und ich sage das jetzt mit diesem beinahe politisch Inkorrekten Wort!), die jeder sehen könnte. Meine Hörgeräte sind da gerne unsichtbar, weil sie klein sind. Zudem hab ich das Glück, dass meine Mama sich unglaublich doll bemüht hat, dass ich anständig sprechen lerne - die Welt ist ja nicht erst um gestern so leise. Ich spreche also klar und deutlich - und da ich auch einen Tieftonverlust habe, und meine Stimme nicht hören würde, wenn ich tief und dumpf klingen würde, hab ich mir eine andere Art von "Schwerhörigen Stimme" angeeignet. Ich spreche also wirklich extrem klar. Also extrem hoch.
Meine beste Freundin sagte mal zu mir: "Boah, du bist so niedlich! Kannst du das nicht abschalten?!", zugegeben, ein bisschen genervt, weil meine Stimme vielleicht manchmal echte in wenig... komisch klingt?
Naja, Dozenten neigen dazu mir einfach nicht zu glauben, dass ich einen Nachteilsausgleich brauche; ich hab schon gehört, dass ich da einen Vorteil mir verschaffen wolle und andere witzige Details, die im ersten Augenblick wehtun, und in Reflektion einfach nur lächerlich sind, weil manche Menschen, die hochgebildet sind, in Wahrheit nur eine kleine, kleine Welt kennen.

Versteht mich nicht falsch. Ich bin wahrscheinlich besser dran, als jemand, der gar nichts hört, oder als jemand, der auf beiden Seiten so hört, wie ich mit links - aber naja, am Ende fühlt sich jeder hnlich gleich belastet und benachteiligt.
Ich weiß für mich selbst, dass es so nicht weiter gehen kann für mich - da muss sich was ändern.

Früher fand ich das schrecklich witzig, wenn ich mal was blödes verstanden habe, und ich die Menschen in meiner Umgebung so zum Lachen gebracht habe und sie ganz sanft damit daran erinnert habe, dass ich jemanden nicht verstanden habe.
"Da laufen Hügelriesen auf dem Tangfeld" zum Beispiel. In Wahrheit war es dann: "Da sind Hügel und Wiesen auf dem Tangfeld" - meine Güte, da ist das Gelächter dann wirklich groß und ich konnte da auch immer mitlachen. Eine weitere Situation hat meine Mitmenschen auch in schockiertes Staunen, dann in eine schmunzelige Stimmung versetzt, "WAS?", hab ich da gefragt, "Du biestest SIEBENTAUSEND?!" - "Nein!", als schockierte Antwort, "Siebenhundert!" und danach das Schmunzeln.
Naja, seit einigen Wochen weiß ich im Grunde erst, wie schlimm es mit meinen Ohren wirklich ist und da ist mir der Spaß vergangen und ich finde solche Situationen peinlich und manchmal sogar ein wenig demütigend.

Das Problem neben dem assymetrischen Gehör ist nämlich auch noch, dass ich nicht an einer üblichen Schwerhörigkeit 'leide', sondern eben an besagter Tieftonschwerhörigkeit. Üblich ist es anders rum, was mit dem Aufbau der Cochlear, also der Hörschnecke zu tun hat.
Wir wissen ja, wie man hört, oder?
Also der Ton geht in die Ohrmuschel und dann hauen die Schallwellen gegen das Trommelfell und die versetzen sie dann in Schwingungen, die dann wieder diese winzigen Härchen in er Innenohrschenke, also der Cochlear, in Schwinungen setzen. Diese Härchen sind extrem wichtig, weil sie eben die Schwinungen in Impluse umwandeln, die vom Hörnerv aufgenommen werden. Tada - da ist der Ton.
Die Cochlear hat, wie alles im Leben, ein Anfang und ein Ende. Man kann sie sich wirklich als Schnecke vorstellen.
Am Anfang, wo die Schwinungen zuerst ankommen, da sind die Härchen, die die hohen Töne wahrnehmen können und ganz im Inneren der Schnecke, da sind die Härchen versteckt für die tiefen Töne. Also alles, was an tiefen Tönen ins Ohr muss, das muss an den hohen Tönen vorbei. Es ist also irgendwie klar, dass diese hohen Tonhärchen besonders schnell irgendwie abgenutzt sind :)
Laute Musik, Krach, Mittelohrentzündungen, die dann in den Eingang und damit "Anfang" der Cochlear krabbeln können diese hohen Tonhärchen schnell das 'Genick brechen'.
Nana, nicht so bei mir. Meine Schwerhörigkeit ist vom Ende hoch gekrabbelt. Immerhin können wir uns damit quasi sicher sein, dass es irgendwie mit Genen und Erbgut zusammen hängt und können artig alle "Sind Sie wegen einem Unfall oder wegen einer Krankheit schwerhörig geworden" mit 'nein' beantworten.

So, weit ausgeholt um zu erklären, dass eine Hochtonschwerhörigkeit deutlich häufiger anzutreffen ist, als eine Tieftonschwerhörigkeit. Das bringt so einige, ärgerliche Probleme mit sich. Hörgeräte zum Beispiel sind irgendwie nicht dafür gemacht wirklich gut die tiefen Töne zu verstärken. Und zudem rauscht der Lautsprecher im Ohr immer ein wenig unangenehm in einem hohen "pfff" - den ganzen Tag lang. Diese Affinität zu hohen Tönen hab ich auch noch links. Ich durfte jetzt Super-Power Hörgeräte testen, und die haben es geschafft einige "pft", "ssss", "tsch", "zzzz", "ccc" und andere schnallende, hohe Töne wieder hörbar zu machen. Aber ehrlich jetzt - zwischen hören und verstehen liegen Welten.

Das Problem in der Uni, zunehmende 'witzige' Situationen im Freundeskreis und eine wachsende Wut mit der Welt um mich herum haben mich im Januar dann zum Akustiker laufen lassen, weil es so ja nicht mehr weiter geht.
Ich habe Cross-Hörgeräte ausprobiert (das sind abgefahrende Teile! Da hat man auf dem 'tauben' Ohr keinen Lautsprecher, der alles in das taube Ohr reinbrüllt, sondern nur ein Mikrofon und einen Sender und das 'hörende' Ohr hört dann für links und rechts gleichzeitig), aber ich komme damit einfach nicht zurecht. Damit ist kein Richtungshören möglich. Stellt euch vor, jemand spricht euch von links an und ihr dreht euch zum Antworten nach rechts.
Ich hab billig Hörgeräte ausprobiert, ich habe richtig krass teure Geräte ausprobiert und dann wieder die Cross-Geräte.
Und dann kam es, aus dem Mund meiner Akustikerin: "Vielleicht wäre es ein Cochlear-Implantat?"

Zwischen wissen, dass man schlecht hört und ahnen und die Gewissheit haben ist auch irgendwie noch mal ein Unterschied. Ein Cochlear-Implantat ist etwas, was operativ eingesetzt wird. Eben ein Implantat.
Das ist eine Art Magnet mit einem langen Kabel, welches dann in die winzige Cochlear geschoben wird. An diesem Kabel sind kleine Elektroden, welche dann die Aufgabe der Härchen übernehmen die Impulse an den Hörnerv zu liefern. Das ganze Funktioniert dann zwar nicht mehr mit der eigenen Ohrmuschel und dem Trommelfell, aber mit einem Soundprozessor, der eben den Ton einfängt, durch einen eigenen "Magneten" das Implantat mit Strom und Toninformationen füttert, und das geht dann in die Cochlear.



Ich habe viele Freunde und Bekannte mit so einem "CI" und die haben das Glück mit dem Ding besser zu hören als ich. Natürlich habe ich mich einigermaßen gebangfreut, als ich das erste Mal davon gehört habe, dass man die Dinger auch bei hochgradigen Schwerhörigen implantiert und nicht nur bei völlig gehörlosen Menschen. Aber ich hatte es sehr weit weggeschoben, weil 'ich hab ja keine Zeit'.
Nachdem meine Akustikerin das nun ausgesprochen hatte, was mein Arzt schon mal angedeutet hatte, meine Freunde mit nahe gelegt hatten, naja, da weiß man irgendwie einfach, dass 'Zeit' nicht das Problem sein sollte.
Meine Mama, die eben eine wirklich tolle Frau ist, hat mir dann gesagt, dass es egal ist, wann man es macht - weil es immer irgendwie 'dazwischen' ist und immer Zeit kosten wird.

Und damit ist auch das Thema des Blogs endlich erreicht! Ich möchte euch hier mitteilen, wie ich lerne, stereo zu hören.
Ich war gestern im Deutschen Hörzentrum (DHZ) in Hannover, welches festgestellt hat, dass ich für ein CI in Frage komme. Natürlich gibt es die letzte Bestätigung erst per Brief, aber man konnte mir da schon sagen und ja, auch  'quasi' versichern, dass es nicht das Problem sein wird, dass ich ein Implantat bekomme, sondern, dass es schwer werden würde, welches, weil ja die tiefen Töne und es muss ja so weit in die Cochlear rein.
Meine Mama sagte dazu dann auch wieder etwas sehr tolles: Aber das ist ein Problem, welches ein Team aus Ärzten für dich lösen wird.
Weil es ist nunmal so, es gibt nur den spannenden Weg.
Ein Implantat kann man nicht Probetragen.

Und damit verspreche ich, dass ich hier ein Werdegang-Tagebuch halte und werde mich gleich an den nächsten Post setzen, um zu beschreiben, wie es denn in Hannover gewesen ist :)

Eure Katharina