Montag, 24. Juni 2013

Gebärdensprache für Jedermann und in jeder Sprache!

Hallöchen meine lieben Andershörer,

während ich also darauf warte, dass es weiter geht (so eine CI-Geschichte ist mit ZEIT verbunden! Nehmt sie euch, es kommt euch so oder so dazwischen), mache ich mir so meine lieben Gedanken über Poesie. Jap - Poesie. Aber  nicht in schriftlicher Form - das kann ja jeder - sondern in einer Visuelleren. Und da ich keine Baletttänzerin bin, oder von DetlefDSoost einen Ausdruckstanzkurs bekommen habe, meine ich damit jetzt nicht das sehnsuchtsvolle Strecken und Leiden eines sterbenen Schwans, noch meine ich damit die ausgedehnten Fittnessübungen von Hiphop-Tänzern.
Ich meine damit die Hände und die Geschichten, die sie zusammen mit Mimik und Körpersprache erzählen können. Da es bei mir im Freundeskreis demnächst ein Treffen geben wird, welches unter dem Motto des Theaters steht, habe ich mir überlegt etwas mit Pantomime zu machen - und dann kam mir so ein schönes Gedicht in den Sinn, welches man mit den Händen erzählen kann... ach ja.
Aber nanu... was macht man denn bitte, wenn man dann mal nicht auf ein Zeichen kommt. Verdammt noch mal - wie war noch mal die Gebärde für Wünschen? Was ist die richtige Gebärde für "viele"? Und du meine Güte! Ich hab vergessen wie man wirklich "Maske" gebärdet. Ich meine - ich kann mir es auch Herleiten, aber es gibt ja nun mal die nationale Gebärdensprache als Sprache!

Eine gute Freundin von mir hat hierfür auf ihren Iphone eine teure, teure App. Dort gibt man in einer Suchmaske ein Wort an, oder einen Buchstaben, wenn man sich mit Vokabeln totschmeißen will, und schaut auf einem Video zu, wie mehr oder weniger interessante Menschen mit teilweise sehr lustlosen Ausdruck die trockene Gebärde übermitteln.
Das klang jetzt negativer, als ich es meinte :) - das ist nur halt so, dass diese Personen in den Videos schon ein wenig zum Schmunzeln aussehen!

Tja, da ich weder ein Iphone bin, noch das Geld habe (sie erzählte mir, sie habe runt 90€ bezahlt.), und es auch nicht, so wie sie, Beruflich nutzen kann, habe ich mir mal gespart danach zu suchen - zumindest damals. In meiner poetischen Verzweiflung habe ich nämlich dann doch mal google bequemt.

"Maske gebärdensprache video" hab ich eingegeben.
Stunden später fand ich dann eine Seite.

http://www.spreadthesign.com/de/

Zugegeben, ich habe diese Seite erst nicht verstanden in ihren Funktionen - ich hab rumgeklickt, eingegeben, auf Enter gedrückt und schließlich genervt aufgegeben. Und dann weiter gesucht. Und wieder zurück zu der Seite gegangen. Sie funktioniert irgendwie nicht ganz so intuitiv, wie viele andere Dinge im Internet schon. Man sieht es aber auch direkt - findest du viel Werbung auf der Seite?! Ich nicht. Vielleicht ist sie nicht soooo teuer produziert, wie die Gebärdensprachgeschichte für das Iphone, wo jeder, der das Lexikon benutzen will, dann 90€ hinlegt.
Wenn man http://www.spreadthesign.com/de/ benutzen möchte, dann wählt man oben rechts die Sprache - tippt dann in das Suchfenster die Sprache ein. Dann kann es schon sein, dass verschiedene, mit dem Wort ähnliche Begriffe angeboten werden. Findet man das Wort, dann kann man noch nicht auf Enter drücken, sondern wählt dann ersteinmal neben den vielen, vielen kleinen Flaggen, die hinter dem Wort auftauchen, eben das, was man braucht.
In meinem Fall habe ich "Maske" eingetippt - unten erschien "maske" und dann habe ich auf die deutsche Flagge gedrückt und siehe da - das Video läd!!! Da ist sie, meine "Maske". Hand nach oben, Handfläche nach vorne, und dann wie in Slow-Motion vor das Gesicht damit.

Manchmal findet man die Wörter im Deutschen nicht, wie zum Beispiel "Wunsch" - da habe ich dann zumindest für das Gedicht ein wenig gemogelt und in die Englischen Gebärden geschaut - dafür habe ich die oben rechts dann die Sprache geändert, und "wish" eingegeben und dann die auftauchende Amerikanische Flagge angeklickt.

Was mich aber noch viel, viel, viel mehr gefreut hat ist, dass man das auf als App für sein ANDROID (oder Iphone :D ) bekommen kann - und zwar für 90€ Minus 90€ - also für umsonst. Die ist gratisch, free to download, frei zu haben :)
Im Playstore des Android findet man sie unter "Spread the sign" genauso wie man sie im Applestore bekommt (extra bei dem Handy meiner Besten nachgeschaut :)). Hier ist auch ein Shortcut dazu:


Ich bin immer noch ganz Begeistert davon und meine gute Freundin braucht da sich jetzt auch keinen Kopf mehr machen, wenn sie von Iphone auf Android rüberwechseln möchte.
Ich hoffe natürlich, dass die Seite weiter gefüllt wird, und immer weiter Gebärden auftauchen werden. Klar - sie erklärt uns nichts von Grammatik - und glaubt mal, Gebärdensprache hat Grammtik - aber sie gibt uns ein Vokabular. Zumindest in der Lautsprachunterstützenden Gebärdensprache ist das ziemlich gut :)

So, das wars von mir - mein Ohrpassstück bekomme ich vorraussichtlich am Donnerstag und am Freitag geht es nach Hannover - achja, und nebenbei werde ich wohl diese Woche auch noch mal Tante! Meine liebe Schwester ist nämlich noch Kugelrund und erwartet ihren zweiten Jungen.
Na dann! Manchmal gibt es auch fast nur gute Nachrichten... jetzt muss nur noch mal wieder die Sonne scheinen draußen!

Ich wünsch euch frohes Zeichensetzen!
Eure Katharina

Mittwoch, 19. Juni 2013

Geistesgaben und Hochtonflieger

Hallo meine lieben Andershörer!

Ich möchte euch heute ersteinmal danken, dass ihr hier lest! Der Austausch mit euch ist mir sehr wichtig und hilft ungemein meinen Alltag wieder zurückzuerobern - der ist ja ordentlich durcheinander gekommen mit der Geschichte, dass man mit Hörgeräten für links nichts mehr machen kann.

Ein bisschen ist es nämlich so, dass wir alle in Situationen, mit denen es uns schlecht geht, uns schnell sagen 'Es könnte schlimmer sein' und dann ganz schnell auch 'Ach, so schlimm ist es doch gar nicht!'. Das kann jetzt vorkommen, wenn man in der Uni und der Schule oder der Arbeit eigentlich total überarbeitet ist, und man merkt, dass man auf dem Zahnfleisch geht und gefahr läuft sich selbst wirklich kaputt zu schufften: "Ach, jammer nicht - nicht mehr lange, dann ist Wochenende, so schlimm ist es nicht!"
In einem Gespräch mit meinem liebsten 'Kleinen-Violinen-Spieler der Welt', der wirklich nicht so gute Augen hat, habe ich mal versucht zu ergründen, wie es denn so für die ist, denen ein anderer Sinn ein wenig verloren geht. Da ist es erstmal ganz klar; wenn man nicht blind ist, dann gibt es eine Brille und diese Sehhilfen machen es möglich, wieder so scharf zu sehen, wie ein normaler Mensch.
Aber das ist gar nicht der Kasus Knacktus! Wie kommt man denn überhaupt darauf, eine Brille zu brauchen?
Seine Augen hatten sich in kurzer Zeit, damals in der Schule, schnell verschlechtert, aber er selbst hat das gar nicht so richtig wahrgenommen. Während die Welt hinter einem Weichzeichner-Vorhang verschwomm, hatte er es nicht richtig kapiert, dass seine Augen ihn im Stich lassen.
Als er dann anschließend eine Brille bekommen hatte, war er so erstaunt, dass Bäume Blätter hatten, dass er heute auch noch breitgrinsend da sitzt und es schildert!

Diese ganze Geschichte mit den Augen zu vergleichen, macht es vielleicht ein wenig einfacher zu beschreiben - weil fast jeder von uns mittlerweile eine Brille braucht (Jippi! Selbst ich *BrilleaufdieNaseschieb* :-o ).

Eine kleine Aufgabe für die Andershörer und Andersseher:
Schau dir deine Welt ganz genau an und nimm sie ganz, ganz genau wahr! Und dann halte dir eines deiner Augen zu und schau dich um und erfahre mal ganz genau den Unterschied.
 Du wirst feststellen, dass du noch sehen kannst, dass du auch noch alles irgendwie wahrnimmst, du musst den Kopf halt weiter drehen, du wirst dich dran gewöhnen müssen, dass dein dreidimensionales Sehen ein wenig den Bach runter gegangen ist.
So ist es auch mit einseitig hören! Man nimmt noch irgendwie alles wahr, man muss den Kopf halt weiter drehen, und man muss wohl auf das dreidimensionale Hören verzichten :) 

Damit man jetzt nicht zu deprimiert darüber ist, dass man nur noch halbhört/sieht, sagt man sich eben: Ach, so schlimm ist das nicht.

Und hier bin ich also, stehe vor der Welt und sage mir, "Ach, so schlimm ist es nicht!" - aber ich rede mir das auch ein, um mich in Falle eines Neins (haha! Ich habe jetzt schon zwei Mal ein Ja gehört, und glaube immer noch, dass man mir sagt, ich bekomme kein CI!), damit zu beruhigen.
Uh - dämlicher Kopf.
Wahrscheinlich werde ich da erst von los kommen, wenn ich kurz vor der Narkose bin.
Tja - und irgendwas sagt mir, dass ich selbst da mit Selbstzweifel sitzen werde und Angst habe :)

Was uns zum nächsten Thema bringt! Mein nächster Termin in Hannover steht ja - nächste Woche Freitag ist es soweit! Und was noch fantastischer ist, ist, dass ich davor noch mein neues Ohrpassstück bekomme :) ich freue mich auf meinen neuen, bunten Farbkleks, den ich dann im Ohr haben werde. Nur echt mit floralem Muster - das hatte ich euch ja schon gezeigt.

Ich bin mit den HG die ich gerade für mein rechtes Ohr teste sehr zufrieden - für die Andershörer, die auch ein Hörgerät für eine Tieftonschwerhörigkeit brauchen:
Ich teste gerade von Oticon das Go Pro :) lasst euch von den Akustikern die tiefen Töne bringen - so oder so, müsst ihr euch dran gewöhnen! In ein paar Tagen hört sich alles ganz natürlich an und ihr werdet Spaß dran haben, das Gerät rein zu machen und raus zu machen und den Unterschied wirklich wahrzunehmen :D
Das Hörgerät hat eine kleine, kleine Zuzahlung von vielleicht 150 Euro - im Gegensatz zu dem Oticon Go!, allerdingst hat es auch drei Kanäle mehr zum feineren Einstellen der Töne, wenn ihr etwas mehr bezahlen könnt, als gar nichts. Ich bin wirklich sehr zufrieden, weil sie auch ein sehr geringes Eigenrauschen haben, welches für uns Hochtonflieger ja immer ein kleines Problem darstellt. Zumindest empfinde ich das Geräusch als sehr leise :D

Ob es diese nun werden weiß ich erst, wenn ich mein neues Ohrpasststück habe, weil dieses Pasststück ist genauso für den Klang der Dinge verantwortlich, wie das Hörgerät selbst. Mit einem zu großen Loch darin, fließen die tiefen Töne wieder aus dem Ohr raus, und dann ist die ganze Hörwirkung dahin. Vertraut darauf, dass eure Akustiker wissen, was sie tun (und holt im Zweifelsfall eine zweite Meinung ein), und geht auch mit einer Einstellung, mit der ihr euch erstmal nicht so wohl fühlt, nach Hause um sie auszutesten.

Fakt ist doch, dass wir glauben, dass sich unsere Welt genauso anhören muss, wie wir sie ohne Hörhilfen wahrnehmen, nur halt lauter. Denkste!  Die Welt der Hörenden hat noch viel, viel mehr zu bieten und wenn wir uns darauf nicht einlassen, dann dürfen wir uns auch nicht beschweren ;)


Das wars dann für heute mal!
Ich rate euch, bei diesem schönen Wetter einfach mal nach draußen zu gehen (und eine gute Sonnenschutzcreme :D)

eure Katharina!

Dienstag, 11. Juni 2013

Besser Hören mit den Augen - Demonstration für Gebärdensprache in Berlin

Hallo meine lieben Andershörenden!

Ich weiß ja nicht, was ihr davon schon mitbekommen habt, aber am 14. Juni ist eine Demonstration in Berlin und zwar für die Akzeptanz von Gebärdensprache als eigene Sprache in unserem System. Ein sehr interessanter Text wurde hierfür von Pia-Céline Delfau, eine Studentin aus Hamburg die Psychologie studiert und im letzten Jahr für ihre guten Studienergebnisse von Cochlear ein Stipendium bekam, geschrieben. 
Es gibt auch eine Petition, die man unterschreiben kann, um Gehörlose und Hörgeschädigte zu einem barrierefreierem Leben zu verhelfen - denkt einfach an die vielen Rampen und Aufzüge, die es auch für Gehbehinderte ermöglichen an viele Orte zu kommen. Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist eine Rampe und ein Aufzug für viele Menschen überhaupt einen Bestimmungsort im Leben zu haben.

Ich selbst komme auch gut mit der Lautsprache zurecht aber die gebärdenunterstützte Lautsprache ist für mich immer noch besser, als nur einfach nur auf das Hören angewiesen zu sein. 
Viele Dinge, wie die Einblendung von Gebärdensprache im Fernsehen, sind vielleicht noch nicht für die heutige Technik richtig umsetzbar - aber da gäbe es auch die Möglichkeit zu Untertiteln. 

Den Text von Pia-Céline Delfau möchte ich euch jetzt nicht vorenthalten:


Wir schreiben das Jahr 2013. Stell dir vor, du bist taub...

...du willst den Notruf tätigen. Doch es geht nicht, denn der ist nur per Telefon erreichbar.

...du hast einen hörenden Nachbarn bitten können, den Notruf für dich zu betätigen. Der Notarzt kommt, du bist schwer krank, aber ihr könnt nicht kommunizieren, denn für solche Fälle gibt es keine Notfall-Dolmetscher.

...du willst dich in der Bank oder bei Beratungsstellen ausführlich informieren lassen. Doch es geht nicht, denn es werden keine Gebärdensprachdolmetscher finanziert.

...du besuchst die Schule, eine Schule für taube oder schwerhörige Kinder. Doch du lernst sehr wenig, denn deine Lehrer beherrschen die Gebärdensprache nicht. Es gibt keinen bilingualen Unterricht. Dein Schulleiter ist sogar gegen die Verwendung der Gebärdensprache.

...du willst nicht in eine spezielle Schule für taube und schwerhörige Kinder, die oft weit vom Heimatort entfernt sind, sondern mit deinen Nachbarskindern in eine Schule für alle, weil du von dem Konzept der Inklusion überzeugt bist. Doch es geht nicht, denn es werden keine Dolmetscher gezahlt.

...du willst studieren oder eine Ausbildung machen und musst, je nach Stadt und Behörde, einen langen und teuren Rechtsstreit führen, bis dir Gebärdensprachdolmetscher und weitere Kommunikationsmittel bewilligt werden.

...du beschließt, dich beruflich neu zu orientieren, und willst ein zweites Studium oder eine zweite Ausbildung absolvieren. Doch es geht nicht, denn Gebärdensprachdolmetscher und sonstige Kommunikationsmittel werden nur für die erste Ausbildung finanziert. Auch der Master zählt als zweite Ausbildung und so stehst du nur mit dem Bachelorabschluss da.

...du interessierst dich für kulturelle Angebote, möchtest gerne ins Theater und vieles mehr. Doch es geht nicht, denn Kinos sind (bis auf wenige kleine Kinos und die dann nur bei ausgewählten Filmen) nicht untertitelt und es sind keine Schrift- oder Gebärdensprachdolmetscher vor Ort im Theater, bei Stadtführungen und vielem mehr.

...du möchtest Fernseher gucken, doch deine Lieblingssendung ist nicht untertitelt. Bislang sind nur 10% aller TV-Angebote untertitelt. GEZ sollst du trotzdem zahlen.

...du möchtest wissen, was in der Politik abgeht. Doch dir bleibt nur die Zeitung. Radio geht nicht, klar, Fernseher geht auch nicht – und Reden von Politikern werden nicht gedolmetscht.

...du sitzt in der Uni, dein Dozent zeigt plötzlich einen 60-minütigen-Film auf Englisch und hat diesen Film deinen Gebärdensprachdolmetschern nicht vorab geschickt, sodass deine Dolmetscher, die nicht für Englisch ausgebildet sind, diesen Film nur sehr schlecht übersetzen können. Dein Dozent wusste dies vorab, da er informiert wurde, dass Dolmetscher sich im allgemeinen sehr gut vorbereiten müssen, zuckt aber nur mit den Achseln und sagt, „schauen Sie sich einfach die Bilder an.“

...du willst eine Therapie machen. Doch es ist schwierig, denn es gibt nahezu keine gebärdensprachkompetente Psychotherapeuten.

...Woah, bittere Pille, aber zum Glück alles nicht real, sagt ihr? Falsch gedacht, das ist Alltag. Und deshalb bitte ich euch, unterschreibt die Petition. Normalerweise bin ich kein Fan von Rundmails zu Petitionen, aber die, die ist einfach so wichtig. Es wird Zeit, dass sich was ändert. Zeit, dass Barrieren niedergerissen werden und die Gebärdensprache mehr gesellschaftliche Anerkennung erhält. Und unterstützt unsere große Demo am 14.6.13 in Berlin!


Wenn ihr am 14. Juni so wie ich nicht in Berlin sein könnt um zu Demonstrieren, dann könnt ihr diese Petition unterschreiben ( http://www.avaaz.org/de/petition/Aktion_Gebaerdensprache_NEUESTE_Info_zur_DEMO_am_14_Juni_in_Berlin/?pv=59 ) Danke für eure Unterstützung!

Ganz liebe Grüße,
eure Katharina



Montag, 10. Juni 2013

Die Vorzüge des Nicht-Hörens und der Fluch des Nicht-Hören-Wollens

"Boah - sei froh, dass du das nicht hörst!"
"Ich konnte nicht schlafen - die ganze Nacht hat jemand geschnarcht..."
"Der PC rauscht voll laut - wie gut, dass ich hier nicht arbeiten muss."
"... es ist 13 Uhr! Rasenmähen kann man wieder um 15 Uhr!!"

Tja, meine lieben Andershörer - so ist das eben, wenn man die Gabe besitzt, seine Ohren abzunehmen, und dann in der Stille zu stehen.
Naja, so ganz ist es bei mir ja nicht. Wenn ich meine Hörgeräte nicht drin habe, dann klingt alles für mich ganz hoch - und ein gutes Stückchen leiser. Nur, wenn ich mein rechtes Ohr zuhalte, stehe ich völlig in der Stille. Wenn ich schlafen will ist das unglaublich praktisch - ich schließe alle Geräusche auf einmal aus, wenn ich mich passend hinlege.
Wenn ich dann mal bei meiner Besten in der größten Stadt Deutschlands (;P) übernachte, dann ist es jetzt schon ein paar Mal vorgekommen, dass sie von ihrem Hochbett, welches sie Platzsparenderpraktischerweise hat, klettern musste, weil sie mir noch etwas erzählen wollte und ich auf alles rufen, wackeln und mit dem Handyanleuchten nicht reagiert habe. Immerhin hat sie dann immer noch gegrinst und ich war ganz irritiert.
Vielleicht klettert sie mittlerweile auch direkt runter und versucht erst gar nicht, mich ohne Megafon zu wecken (würde den Nachbarn sicherlich gefallen). Vielleicht besorgt sie sich ja bald mal so einen Stock, um mich anzustupsen (bitte nicht! Ich würde ihn dir wegnehmen, und darauf schlafen, damit du mich nicht wachstupst!)

Es ist super nervig kein Radio richtig hören zu können, oder Musik als etwas ganz nebensächliches wahrnzunehmen, aber ich kann nur jeden raten, der hin und wieder oder immer wieder oder grundsätzlich nicht gut hört oder gar nicht hört, genau das mal zu umarmen und zu genießen.
Ehrlich - eigentlich nerven mich hin und wieder die Vögel draußen, vor Allem, wenn das Wetter so schön ist und ich wirklich meine Ruhe haben möchte. Mit ein Zusätzlichem Kopfkissen fürs linke Ohr sind diese Probleme beseitigt und ich kann ganz im Stillen in der Sonne liegen um dann Abends meine Dummheit zu beklagen, weil ich einen Sonnenbrand bekommen habe.
Autsch.

Man sagte mir auch, dass der Lüfter unseres neuen aufgepimpten PC's superlaut ist. Ein ständiges sssssssch. Jaaa, da ist etwas, aber das ist leise, mich stört das nicht im Geringsten.
Und Telefonieren tue ich immer nur ganz exklusiv mit dem oder der am anderen Ende, weil ich das andere Ohr nicht benutze um andere Gespräche zu führen.
Ha! Hat aber auch das Problem, dass ich den Hörer runter nehme um mich nicht dieser Multitaskingfähigkeit berauben zu lassen - obwohl ich sie nicht habe und der ein oder andere hat mir dann auch schon mal durchs Telefon zugepfiffen: "Hä?! Was hat das denn damit jetzt zu tun?! Redest du gerade mit jemand anderem?!"
*pfeif* schlechte Angewohnheiten hat ja wohl jeder!

Eine ganz große schlechte Angewohnheit die ich ich habe, ist, dass ich es manchmal auch ausnutze, dass ich nicht gut höre und es manchmal in Situationen, wo es mir vom Nutzen ist, auch so darstelle, als würde ich gar nichts hören.
Keine Sorge, liebe Freunde, es geht nicht darum, wie ich mit euch umgehe oder sowas, oder auch in der Uni, sondern es geht um die Prospektverteiler und Andertürklingler, die dann etwas von einem wollen, was man sowieso nicht so gaaaanz versteht, weil man es schon nicht hört. Und dann kann man ganz leicht schnell gebärden: "Tut mir Leid, ich bin gehörlos" und dann peinlichberührt lächeln, weil ein Hörender den Fehler gemacht hat, einen in der Stille anzusprechen.
Wenn ich auf den Markt gehe, dann benutze ich das aber ganz automatisch als Entschudligung, nicht für jeden Marktschreier, der mir etwas andrehen will eine Rechtfertigung auszudenken, warum ich nein sage.
Es will sich doch niemand die Mühe extra machen, zu versuchen, sich mit mir zu unterhalten! Neeein,d as machen sie nicht, die Hörenden. Sie schauen schockiert, lächeln befangen und suchen sich ganz schnell ein Opfer, welches keine so gute Ausrede hat!
Tja... und dann gibt es da die Leute, die es doch tun. Es zu versuchen. Wirklich, tut es, meine lieben guthörenden Andershörer! Eine wunderschöne Situation hatte ich neulich.

Hin und wieder klingeln bei uns die Zeugen Jehovas. Ich bin jemand, der sich gerne unterhält, gerade auf Gebieten, auf denen ich fit bin - da ist ja evangelische Religionslehre studiere bin ich fit im Thema. Aber hin und wieder mag ich es eben dann doch nicht - vor Allem, wenn ich gerade eigentlich etwas ganz anderes mache.
Es klingelte also, als ich gerade an der Nähmaschine saß und etwas sehr kompliziertes zusammenbringen wollte, was einfach nicht zusammengehen wollte! Schon halb genervt von dieser Arbeit klingelte es auch noch. Ich stand also auf, gefrustet ließ ich alles liegen, so, dass ich es gleich noch mal von Vorne machen konnte und mache die Tür auf.
Und da stehen sie dann - zwei ältere Herren, die den Anschein nach irgendwie auch etwas mit der Uni zu tun haben könnten. Diese Zwei hatte ich noch nicht gesehen, naja, mal schauen, was sie wollen. Ich lasse sie rein, vielleicht kommen sie ja von der Uni?
Ich lächele freundlich, grüße guten Tag und lege fragend den Kopf schief und die beiden fragen mich, ob ich polnisch spreche.
Da weiß ich es dann; normalerweise höre ich mir dann auch an, was es zu sagen gibt, rede ein bisschen, argumentiere ein wenig, habe meinen Standpunkt und dann gehen alle wieder getrennte Wege und jeder ist sich sicher, dass er den jeweils anderen nicht missioniert bekommt.
Da ich schon häufiger solche an meiner Tür hatte war ich auch ganz verblüfft, dass ich dieses Pärchen noch nicht kannte - es erwischte mich aber Eiskalt.
Und schneller als ich wusste, was ich tat, hoben sich meine Hände zum "Entschuldigung, ich höre Sie nicht."
Verblüffte Gesichter.
Und nun kommt das, was jeden Gehörlosen freuen würde.
Sie holten einen Block heraus und schrieben ihre Fragen und Antworten auf, versuchten langsam und deutlich zu sprechen und fragten mich total neugierig über meine Beeinträchtigung aus.
Mit (entschuldigung an alle meinen lieben schlechthörenden Andershörer) etwas nuscheliger Stimme , Gebärden und meinen eigenen liebenswerten Grammatikfehlern (ich habs nicht so mit dem, den, einen und einem ;) ), habe ich also doch meine Argumente heraus bekommen, die ich ihnen auch so gesagt hätte, wenn ich nicht mit dem Motiv des Zeit-Sparens zur Tür gegangen wäre.
Ja, deswegen habe ich schon ein kleines schlechtes Gewissen ;)

Absolut begeistert von meiner Argumentationsstärke standen sie da nun mit großen Augen und strahlenden Herzen und wünschten mir viel Glück, weil sie mich natürlich fragten, ob ich studiere. Das tue ich ja.
Und dann fragten sie natürlich auch wie und da war ich dann auch so ehrlich, hab gesagt, dass ich eben noch ein wenig höre ("aber nicht genug um Sie zu hören" tutmirleidtutmirleid xD), und darum frontal mit einer speziellen Anlage mitkomme und, dass ich eben den Monsteranteil meines Studiums mit meiner Nase in Büchern verbringe. Was ja auch absolut stimmt.
Ich war wirklich gerührt davon, dass die Beiden sich so viel Mühe gaben und war auch um ihre Geduld dankbar - weil zugegeben, so entspannt habe ich mich schon lange nicht mehr unterhalten, weil ich wirklcih 100% von dem, was mir gesagt worden ist auch wirklich gehörtverstanden und gelesenverstanden und abgelesenverstanden habe. Ich musste nicht die ganze Zeit raten, weil sie ohnehin ganz langsam gesprochen haben, oder eben geschrieben ;)
Ich habe meinem lieben Freund dieses Wochenende dann gesagt, dass sich viele eine Scheibe an dieser Mühe abschneiden können - vor Allem, als ich dann letzten Samstag einen Zettel im Briefkasten fand, auf dem stand, dass jetzt auch Treffen in Gebärdensprache umgesetzt werden würde, weil es überall Menschen mit Beeinträchtigung gibt. Natürlich wurde ich zu diesen Treffen eingeladen, ich war aber nicht anzutreffen, darum der Zettel.
Keine Sorge, ich gehe nicht hin - aber ich werde mich trotzdem darüber freuen dürfen, dass es einige gibt, die irgendwie etwas ändern wollen - egal, mit welchen Motiven jetzt! Das hat mich einfach nur gerührt und mein schlechtes Gewissen noch vergrößert - obwohl... für diejenigen, die überzeugte Zeugen Jehovas sind, aber immer aus der Gemeinschaft wegen ihren Ohren ausgeschlossen waren oder nur wenig mitbekommen haben, die haben einen Nutzen davon.
Tja, da frag ich mich dann direkt, ob ich etwas gutes getan hab?
Neeeein, ich werde an der Tür nie wieder tun, als ob ich nichts höre.


Obwohl... neulich, als jemand von Unitymedia klingelte, da hat es mir geholfen, er ist umgedreht und quasi weggerannt!
Und als Vodafone mir am Handy versuchte eine Flatrate ins deutsche Handynetz zu verkaufen, hat die liebe Person am anderen Ende auch nicht so richtig verstanden, was es bedeutet, dass man wenig hört "Wie bitte?", hab ich gesagt, "Eine Flatrate! Um ins deutsche...", - "Ich bin schwerhörig, ich kann kaum telefonieren" - "Sie müssen mir nur sagen, ob Sie eine Flatrate für das deutsche Handynetz haben wollen." - "Wiebitte?" - "Möchten Sie unbegrenzt ins deutsche Netz telefonieren von ihrem Handy aus?"
Zugegeben - das hat mir Spaß gemacht, diese arme Person ein wenig zu quälen.
Als sie dann später durchgedrungen ist, dass ich nicht gut höre, rief sie ins Telefon: "Und eine SMS-Flatrate?", hab ich nur gesagt: "Ich hab doch gesagt, dass für mich eine Flatrate totaler quatsch ist! Ich höre nichts, ich telefoniere mit meinem Handy nicht wirklich und wenn, dann ist das eine katastrophe. Ich schreibe emails mit meinem Handy, darum hab ich eine Datenflatrate, die mir völlig reicht!"
Mit einem etwas gequältn Ton hat man mir dann noch einen schönen Tag gewüscht.
Antwort von mir, mit einem diabolischen Lächeln:
"Wie bitte?"



P.S.
Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen, die ich damit schon mal geärgert habe ;)
P.P.S.
Es gibt liebe Freunde von mir, die mir mit einem "Wie bitte?" mit einem "Was?" antworten, worauf hin ich "Wie bitte?" wieder hole und ein "Was hast du gesagt?" zurückbekomme xD bis ich besagten Personen meistens in den Bauch knuffe und lache ^^

Dienstag, 4. Juni 2013

Die Welt ist in Scherben - aber dann kam jemand mit Sekundenkleber

Ich habe endlich, endlich Nachricht aus Hannover bekommen!!
Es hat quasi genau zwei Wochen gedauert quasi - wenn da jetzt nicht am Donnerstag noch ein Feiertag zwischen gewesen wäre. Das muss man sich mal überlegen - ich war erst vor jetzt knapp drei Wochen in Hannover aber irgendwie kommt es einen so vor, als wäre es vor langer, langer Zeit gewesen und das in einer weit, weit entfernten Galaxie.
Immerhin fährt man von mir bis nach Hannover in etwa drei Stunden. Das ist eben doch noch ein kleines Eckchen. 

Am Freitag kam er also an, der Brief, der mich ersteinmal laut hat auflachen lassen und mir dann heulend einen Nachgeschmack auf die Zeit gegeben hat, bevor ich in Hannover war und bevor ich diesen Blog angefangen habe und bevor ich mir alles einmal von meiner Seele geschrieben hatte. 
Ich sag es euch - man neigt irgendwie zu Rückfällen, vor Allem dann, wenn man glaubt, dass alles wieder gut ist.
Um es noch mal gerade zu rücken: nicht der Brief hat geheult, sondern ich.
Und warum? Ihr werdet lachen, den Kopf schütteln, die kleinen Violinen rausholen, mich vielleicht auch auslachen wollen, oder genervt seufzen. Im Grunde hat Hannover etwas kleines vergessen.
Aber bevor wir jetzt weiter mit den emotionalen Verwirrungen meinerseits herumhantieren, kommt hier ersteinmal der Inhalt meiner Rückmeldung aus Hannover:


Nunja - das Ganze soll dann auch ersteinmal für den Arzt bestimmt sein - es ist an mich adressiert, aber ich bin lediglich Patient und man spricht die "Sehr geehrten Damen und Herren" an - also lest, lest! Damit seit ja wohl ihr gemeint und garantieeert nicht ich ;)


Meine Diagnose auf diesem wunderwuscheligen Zettelchen ist also:
"Hochgeradige Schwerhörigkeit links und Tieftonschwerhörigkeit rechts"
Das ist zunächst nichts Neues - aber hallo, es bestätigt das doch einfach, was man schon... weiß? Jetzt kommt aber der interessante Teil:
"Therapieempfehlung: 1.) HG-Ausprobe und Optimierung, 2.) MRT-Felsenbein (Ausschluss u.a. Vestibularisschwannom), 3.) Cochlea-Implantat links"
Da hab ich es schriftlich von der Medizinischen Hochschule Hannover. Schwarz auf Grauweißen Papier. In Times New Roman geschrieben. Schriftgröße zwölf, das Wort "Therapieempfehlung" in fett, alles hübsch eingerückt, damit man es sehen kann.
Von oberster Stelle für diese Hörsachen. Cochlea-Implantat links.
 Feuchte Augen gab es da nur, weil ich ja eben gewusst und geahnt habe, dass da in der Stille auf meiner linken Gesichtshälfte irgendwann mal ein paar Töne erblühen werden, die mir das Leben ersteinmal nötigst schwer machen werden.
Okay, dass die jetzt was von Hörgeräten faseln und MRT - zu diesem Zeitpunkt war ich einfach nur überwältigt. Vielleicht hatte ich beschrieben, was man mir in Hannover gesagt hatte, was ich bekommen sollte? 
Na, wenn nicht - tue ich es jetzt, eigentlich sollten mir Unterlagen für die Krankenkasse zugeschickt werden, damit diese Hannovers 'Entscheidungsempfehlung' ernst nehmen und die Bestätigung geben, dass sie es mir ermöglichen wollen, wieder besser zu hören. 
Ich drehte und wendete das Schreiben, ohne es ganz durchzulesen und suchte.
Und suchte.
Und suchte.
Wirklich vergeblich. 
"Wir empfehlen nach Würdigung aller Befunde zunächst die Fortführung der Hörgeräteausprobe sowie die Durchführung eines MRT des Felsenbeins [...]. Wir empfehlen im Anschluss daran eine erneute Vorstellung zur Kontrolle. Sollte diese Versorung ihne Benefit sein, empfehlen wir die Versorgung mittels Cochlea-Implantat. Hierzu haben wir den Patienten auch sehr ausfürhlich beraten"
 Ähm...
Noch mal zurückspulen, was man mir in Hannover sagte: "Das Ganze bekommen wir bis Oktober über die Bühne. In zwei Wochen bekommen Sie die Unterlagen für die Krankenkasse"
In diesem Augenblick sah das für mich wie ein Ja-aber-Nein aus.
Wie hinterhältig wäre das denn?! 

Im Brief steht auch noch hübsch drin, dass ich links 0% aus dem Sprachtest mitgenommen habe, rechts immerhin elegante 80 (man sagte mir in Hannover schon, dass ich sehr gut im Raten bin. Wer meinen Vorpost und auch die Kommentare dazu gelesen hat... jaja, es geht nicht immer. Rumtopf und Rumkopf. So ähnlich und doch so verschieden...). Links Hochgeradig und rechts mittelgeradig im Tieftonbereich yaddayaddayadda.

Klirr.

Ehrlich, Hörgeräte testen?! Ich teste jetzt schon seit Januar verschiedene Systeme durch - und sie haben immer mal wieder ihre schönen Momente gehabt um dann in den Situationen, wo ich sie echt brauche einfach nur zu versagen. Meine erste Akustikerin hat sogar aufgehört zu arbeiten! 
(Nein ;) nicht wegen mir - glaub ich -  aber sie hat mittendrin entschieden, aufzuhören) Meine zweite Akustikerin dieses Jahr hat dann mit mir so, so, so viel ausprobiert. Kassengeräte, wie ich wollte, Nichtkassengeräte wie meine Ohren brauchten. Bi-Crossgeräte, die meinem Rechten Ohr die Möglichkeit gaben die linke Welt zusätzlich auch noch zu hören (was ein Chaos, ich sag es euch. In den paar Stillen Momenten mit ihnen war es zwar super schön zu hören, wenn links jemand mit mir geredet hat - aber sobald die Situation auch nur ein bisschen komplizierter wurde... bäm - nichts). Am Ende hatte ich dann auch Hörgeräte, die mich dann 5000 Euro gekostet hätten. 
Und meine Freifeldverständnis im Lärm ist wirklich nicht gut. 
Wirklich nicht.
Egal mit welchen Geräten.

Ich hab jetzt meine dritte Akustikerin (keine Sorge, die gehören alle zu dem gleichen Akustikergeschäft ;)), und diese habe ich, weil sie die CI-Spezialistin ist. Sie weiß also, worauf ich jetzt demnächst acht geben muss.
 
Während meine Welt also noch um mich herum in Scherben lag und mein mir Freund Taschentücher reichte und versuchte mit Erklärungen die Verwirrung zu klären, saß ich auf meinen Bett und dachte an nichts, außer, dass ich verwirrt bin. 
Und meine Verwirrung hat meinen Freund dann dazu getrieben für mich zu telefonieren.
Ersteinmal versuchten wir zu lösen, was wir leicht lösen können. Ha! Da ich vor 11 Jahren einen Hörsturz hatte, war ich ja auch schon mal in einem MRT-Röhren-Ding. Für den eiligen Leser, der noch nie etwas davon gehört hat: es handelt sich um eine Methode um quasi in den Kopf eines Menschens hineinzuschauen. Damit kann man herausfinden, ob das Gehirn irgendwelche Auffälligkeiten aufweist und ob zum Beispiel Tumore bestehen. Oder ob das Cochlea-Schneckchen überhaupt an Ort und Stelle ist. Und ob das Ohr auch von Innen aussieht wie ein Ohr.

Da ich vor 11 Jahren also schon mal drin war, hatte ich auch schnell eine Idee, wo wir das machen lassen können - und dort riefen wir dann auch schnell an, nur, um dann mit bitteren Magen dazusitzen. Der Termin sollte ernsthaft am 01.07. sein. Der Lichtblick war, dass wir in der Praxis auf die Notfallliste kamen, so, dass wir angerufen werden sollten, wenn sich da etwas im Terminplan der Praxis freitat.
Dann haben wir noch hier und da in verschiedenen radiologischen Praxen und in der Uniklinik angerufen, da wurde was von Stationären Aufenthalt gesprochen.
Dann spricht man mit jemand anderen und der redet darüber, dass ein MRT wichtig ist, weil solche Tieftonschwerhörigkeiten ja häufig von Tumoren kommen.
Ehrlich gesagt wurde ich immer nur verwirrter und wütender und trauriger.

Meine Rechnung im Kopf sah so aus:
Eigentlich sollte ich jetzt der Krankenkasse die Unterlagen zukommen lassen. Dann hätte ich dann zwei bis vier Wochen auf deren Reaktion gewartet und als nächstes hätte ich von Hannover meinen OP-Termin bekommen.
Sagen wir realistisch war es, dass ich Antwort von Hannover auf 01.07-14.07. bekommen hätte, vielleicht ein OP Termin zu Mitte August, dann hätte ich Mitte September meine Aktivierungswoche gehabt und hätte dann zu Mitte Oktober das neue Semester mit neuen Eindrücken mit der Prämisse, dass ich ja noch nicht richtig hören kann, angefangen.

Vielleicht sehr optimistisch, aber die Hoffnung, die stirbt nunmal zuletzt.
Und jetzt saß ich diese Rechung:

Ich sollte also bis zum 01.07. warten, bis ich hier in Münster ein MRT mache, bestenfalls habe ich dann direkt darauf einen Termin in Hannover. Dort beredet man noch mal mit mir alles und im BESTENFALL bekomme ich da schon alle Unterlagen für die Krankenkasse mit. 
Aber nein, so optimistisch sind wir nicht, wenn wir im Pessimismus ertrinken.
Also fahren wir leeren Handes aus Hannover wieder weg, es ist ja der 02.07.
Zwei Wochen später kommen denn die Klamottis für die Krankenkasse - also am 14.08. und das geht an die Krankenkasse... und ja.
Es verschiebt sich um einen Monat.

Klirr.

Ja, ich sehe es ein, dass man nicht knauserig sein sollte mit einem so zeitintensiven Unterfangen - aber um das noch mal klar zu machen: Ich *kann* zur Zeit nicht in die Uni, weil die Uni für mich zur Zeit *nur* aus Diskussionsseminaren bestehen, in denen ich akustisch nicht mitkomme und deren Klausuren darum gehen, was denn für gigantisch tolle Ergebnisse bei den Diskussionen rausgekommen sind.
Da hilft das beste Protokoll nicht, der beste Mitschreiber nicht. 
Zwei Geisteswissenschaften zu studieren zu wollen fühlt sich für mich zur Zeit wie einer der größten Fehler an, die ich bis jetzt gemacht habe. Wirklich - ich hätte doch wissen müssen, dass garantiert nichts so ist wie in der Schule und dass der Frontal-Teil irgendwann vorbei ist. 
("Mimimimi") Mecker, Mecker, Mecker. Seufzen, Panik, Schreien, Im Kreisdrehen, sich fragen, ob man einfach nur zu dumm ist.

Naja, um den Protagonisten aus "Avatar" zu zitieren, der deswegen gemobbt wird, dass er einen Rollstuhl braucht und ihn alle für dumm halten: "Ich bin es satt mir immer sagen zu lassen, was ich alles nicht kann"
Das sage ich mir immer wieder selbst, aber das weitere Ausprobieren von Hörgeräten hat mich da ziemlich traurig werden lassen, weil sie bei allen um mich herum irgendwie zu funktionieren scheinen - aber ich höre immer noch nur Bahnhof.

Wo war ich denn nun?
Ach so!
Beim Weinen und Selbstmitleid - wenn das eine olympische Disziplin wäre, dann hätte ich darin sicherlich gold, aber zumindest silber ;)
Licht ins Dunkle brachte dann doch ehrlich meine liebe Akustikerin, die am Telefon ganz verdutzt fragte: "Was? Die haben in Hannover kein MRT gemacht?! Das *müssen* die *vergessen* haben!"

Irgendwie... fand ich das dann plötzlich witzig.
"Nein - das MRT gehört da schon zu; das machen die auch normalerweise. Vielleicht haben sie das nicht gemacht, weil der Oberarzt nichts sagen konnte und man Sie dann ohne Gespräch mit Oberarzt nach Hause geschickt hat. Normalerweise machen die das da immer. Und mit der Hörgeräteanpassung... naja, wir machen noch mal ein paar Test, wahrscheinlich ist auch hier das rechte Ohr gemeint..."

Es geht einen nach solchen Informationen schon deutlich besser. Wirklich. Man kommt sich regelrecht blöd vor - und dann kann man eine Runde ausnahmsweise mal auf andere wütend sein. Weil hey! Mit dem Verzug hab ich jetzt so gar nichts zu tun, oder?
Es geht hier nicht um eine Hausarbeit, die ich zu spät eingereicht hab.

Während sich die Lage am Wochenende noch weiter entspannte, wurde ich dann von etwas ganz witzigen Geweckt.
Von meinem Freund, der sagte, dass wir uns beeilen müssen, die Praxis hat für das MRT angerufen.
Nein - wir warten nicht bis zum Ende des Monats! Das MRT gibt es quasi sofort!
Wenn das mal nicht ne dicke Tube Sekundenkleber ist, weiß ich auch nicht ;)

Naja, es verzieht sich trotzdem - aber vielleicht nicht so schlimm, ich angenommen habe.
In Hannover habe ich jetzt schließlich einen Termin zum 28.06. bekommen - aber ich hab noch diverse andere Termine - zum Beispiel mit meiner Akustikerin für den vielgeschätzten Herr Rechtes-Ohr aber eben auch mit einem neuen HNO-Arzt, den ich erst noch von seinem Glück unterrichten darf.

Wie meine Mama sagte, und ja auch meine liebe Beste:
Tief durchatmen, einen Kaffee trinken und dann noch einmal drüber nachdenken, bevor man sich auf das Bett wirft und man die Welt anschließend mal wieder mit Sekundenkleber behandeln muss.


Mein Tipp für die, die auch noch ein CI wollen:
Wenn ihr in Hannover seid - immer hübsch nach dem MRT des Felsenbeins fragen! 
Na, wenn ich das gewusst hätte :D