Mittwoch, 19. Juni 2013

Geistesgaben und Hochtonflieger

Hallo meine lieben Andershörer!

Ich möchte euch heute ersteinmal danken, dass ihr hier lest! Der Austausch mit euch ist mir sehr wichtig und hilft ungemein meinen Alltag wieder zurückzuerobern - der ist ja ordentlich durcheinander gekommen mit der Geschichte, dass man mit Hörgeräten für links nichts mehr machen kann.

Ein bisschen ist es nämlich so, dass wir alle in Situationen, mit denen es uns schlecht geht, uns schnell sagen 'Es könnte schlimmer sein' und dann ganz schnell auch 'Ach, so schlimm ist es doch gar nicht!'. Das kann jetzt vorkommen, wenn man in der Uni und der Schule oder der Arbeit eigentlich total überarbeitet ist, und man merkt, dass man auf dem Zahnfleisch geht und gefahr läuft sich selbst wirklich kaputt zu schufften: "Ach, jammer nicht - nicht mehr lange, dann ist Wochenende, so schlimm ist es nicht!"
In einem Gespräch mit meinem liebsten 'Kleinen-Violinen-Spieler der Welt', der wirklich nicht so gute Augen hat, habe ich mal versucht zu ergründen, wie es denn so für die ist, denen ein anderer Sinn ein wenig verloren geht. Da ist es erstmal ganz klar; wenn man nicht blind ist, dann gibt es eine Brille und diese Sehhilfen machen es möglich, wieder so scharf zu sehen, wie ein normaler Mensch.
Aber das ist gar nicht der Kasus Knacktus! Wie kommt man denn überhaupt darauf, eine Brille zu brauchen?
Seine Augen hatten sich in kurzer Zeit, damals in der Schule, schnell verschlechtert, aber er selbst hat das gar nicht so richtig wahrgenommen. Während die Welt hinter einem Weichzeichner-Vorhang verschwomm, hatte er es nicht richtig kapiert, dass seine Augen ihn im Stich lassen.
Als er dann anschließend eine Brille bekommen hatte, war er so erstaunt, dass Bäume Blätter hatten, dass er heute auch noch breitgrinsend da sitzt und es schildert!

Diese ganze Geschichte mit den Augen zu vergleichen, macht es vielleicht ein wenig einfacher zu beschreiben - weil fast jeder von uns mittlerweile eine Brille braucht (Jippi! Selbst ich *BrilleaufdieNaseschieb* :-o ).

Eine kleine Aufgabe für die Andershörer und Andersseher:
Schau dir deine Welt ganz genau an und nimm sie ganz, ganz genau wahr! Und dann halte dir eines deiner Augen zu und schau dich um und erfahre mal ganz genau den Unterschied.
 Du wirst feststellen, dass du noch sehen kannst, dass du auch noch alles irgendwie wahrnimmst, du musst den Kopf halt weiter drehen, du wirst dich dran gewöhnen müssen, dass dein dreidimensionales Sehen ein wenig den Bach runter gegangen ist.
So ist es auch mit einseitig hören! Man nimmt noch irgendwie alles wahr, man muss den Kopf halt weiter drehen, und man muss wohl auf das dreidimensionale Hören verzichten :) 

Damit man jetzt nicht zu deprimiert darüber ist, dass man nur noch halbhört/sieht, sagt man sich eben: Ach, so schlimm ist das nicht.

Und hier bin ich also, stehe vor der Welt und sage mir, "Ach, so schlimm ist es nicht!" - aber ich rede mir das auch ein, um mich in Falle eines Neins (haha! Ich habe jetzt schon zwei Mal ein Ja gehört, und glaube immer noch, dass man mir sagt, ich bekomme kein CI!), damit zu beruhigen.
Uh - dämlicher Kopf.
Wahrscheinlich werde ich da erst von los kommen, wenn ich kurz vor der Narkose bin.
Tja - und irgendwas sagt mir, dass ich selbst da mit Selbstzweifel sitzen werde und Angst habe :)

Was uns zum nächsten Thema bringt! Mein nächster Termin in Hannover steht ja - nächste Woche Freitag ist es soweit! Und was noch fantastischer ist, ist, dass ich davor noch mein neues Ohrpassstück bekomme :) ich freue mich auf meinen neuen, bunten Farbkleks, den ich dann im Ohr haben werde. Nur echt mit floralem Muster - das hatte ich euch ja schon gezeigt.

Ich bin mit den HG die ich gerade für mein rechtes Ohr teste sehr zufrieden - für die Andershörer, die auch ein Hörgerät für eine Tieftonschwerhörigkeit brauchen:
Ich teste gerade von Oticon das Go Pro :) lasst euch von den Akustikern die tiefen Töne bringen - so oder so, müsst ihr euch dran gewöhnen! In ein paar Tagen hört sich alles ganz natürlich an und ihr werdet Spaß dran haben, das Gerät rein zu machen und raus zu machen und den Unterschied wirklich wahrzunehmen :D
Das Hörgerät hat eine kleine, kleine Zuzahlung von vielleicht 150 Euro - im Gegensatz zu dem Oticon Go!, allerdingst hat es auch drei Kanäle mehr zum feineren Einstellen der Töne, wenn ihr etwas mehr bezahlen könnt, als gar nichts. Ich bin wirklich sehr zufrieden, weil sie auch ein sehr geringes Eigenrauschen haben, welches für uns Hochtonflieger ja immer ein kleines Problem darstellt. Zumindest empfinde ich das Geräusch als sehr leise :D

Ob es diese nun werden weiß ich erst, wenn ich mein neues Ohrpasststück habe, weil dieses Pasststück ist genauso für den Klang der Dinge verantwortlich, wie das Hörgerät selbst. Mit einem zu großen Loch darin, fließen die tiefen Töne wieder aus dem Ohr raus, und dann ist die ganze Hörwirkung dahin. Vertraut darauf, dass eure Akustiker wissen, was sie tun (und holt im Zweifelsfall eine zweite Meinung ein), und geht auch mit einer Einstellung, mit der ihr euch erstmal nicht so wohl fühlt, nach Hause um sie auszutesten.

Fakt ist doch, dass wir glauben, dass sich unsere Welt genauso anhören muss, wie wir sie ohne Hörhilfen wahrnehmen, nur halt lauter. Denkste!  Die Welt der Hörenden hat noch viel, viel mehr zu bieten und wenn wir uns darauf nicht einlassen, dann dürfen wir uns auch nicht beschweren ;)


Das wars dann für heute mal!
Ich rate euch, bei diesem schönen Wetter einfach mal nach draußen zu gehen (und eine gute Sonnenschutzcreme :D)

eure Katharina!

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