Freitag, 14. Februar 2014

Pieksen, Messen, Warten

Hallo meine lieben Andershörer,

ich hoffe, dass ihr die Woche gut überstanden habt! Bei mir geht es weiter bergauf, auch, wenn sich leider mein Gesichtsnerv etwas entzündet hat und ich deshalb eine etwas träge linke Gesichtshälfte habe und einen schmerzenden Kiefer dadurch. Na - geht alles vorbei, sei ja alles eine Geldudssache :)

Heute möchte ich euch von den Untersuchungen vor der OP berichten - es erwarten euch spannende Dinge in Hannover, die manchmal sogar Adrenalin-Fördernd sind (so mancher Gleichgewichtstest zum Beispiel).

0.1. Die Ankunft
Wir sind schon mit Wohnmobil einen Tag vorher angereist und hatten deswegen keine Probleme - aber morgens kamen wir dann doch ein bisschen ins Schwitzen - man soll sich nämlich BIS 10 Uhr auf der Station melden. Davor allerdings muss man durch die Anmeldung - und die ist tückisch. Wir saßen also schon unsere 30 Minuten bevor wir zur Anmeldung konnten. Aber wir waren ganz pünktlich auf Station :) Und dann heißt es ersteinmal warten und bloß nicht die Station verlassen am ersten Tag!

1. Tag
Es wurde zuerst eine Röngtenaufnahme vom Kopf gemacht und anschließend dann noch ein kleiner Hörtest. Keine Zweistunden Session in diesen kleinen Kabinen - nein, ein kurzer, schmerzloser Hörtest.
Zum Hörtest gehören auch ganz viele Gleichgewichtstest. Man muss einige kleine Übungen machen, nicht weiter tragisch, und bekommt anschließend im Liegen warmes (und/oder kaltes) Wasser in beide Ohren. Eine Spezialbrille nimmt dann die Augenbewegungen auf und schaut, ob das Gleichgewichtsorgan wirklich gut funktioniert.
Bei mir dreht sich bereits alles beim warmen Wasser und ich werde vom kalten Wasser verschont. Einige sollen an dieser Stelle sich auch schon übergeben haben. Ich hab kein Problem. Es dreht sich halt alles :)
Single-Unit-Prozessor 
Dazu waren schon allerhand Informationsgespräche mit Ärzten und Assistenten dran. Meine Zimmernachberinnen sind sehr nett und ich unterhalte mich gerne mit ihnen :) Eine von ihnen hat bereits morgen ihre Operation und hat bereits ein CI. Wir sind alle in dem Zimmer quasi Einohren und alle im gleichen Alter. Da muss sich die Klinik gefreut haben.
Das Paket
Am Nachmittag darf ich noch von der Klinik rüber zum Hörzentrum - ich hab mein Gespräch zur CI-Auswahl. Und da nehm ich die Zügel in die Hand und erkläre, warum denn Med-El für mich die richtige Lösung sei. Mir wird auch genau das Gerät empfohlen. Beim Test, welches CI denn hinter meine Ohren kommt, stellen wir auch fest, dass MED-EL auch hier die richtige Lösung ist, weil ich habe sehr eng anliegende und kleine Ohren :) Öhrchen.
Was mich überrascht und gefreut hat ist, dass man bei MED-EL gleich 2 Sprachprozessoren bekommt. Das sind die Dinger, die dann am Kopf sind, und nicht das was innen drin ist. Die sind technisch Identisch, nur das Aussehen und Anbringen unterscheidet sich. Zum Einen ist es der normale Hinter-dem-Ohr-Prozessor mit der Spule und dem kleinen Magneten dran und zum Anderen ist es nur ein kleines, rundes Ding. Das nennen sie Single-Unit-Prozessor und hat den Magneten gleich dran - und das Mikro.


2.Tag
Heute steht das sogenannte BERA und der Nadeltest an. Außerdem noch ein richtig witziger Gleichgewichtstest, der allem vorweggeht.
Dort wurde ich in ein Gestell *gespannt* (damit man nicht hinfällt). Man geht quasi in eine Telefonzelle mit runden Wänden, nur hinter einem ist keine Wand. Und man steht auf einer Beweglichen Plattform, die vom Computer gesteuert wird. Man soll also jetzt immer geradeaus blicken und dann bewegt sich mal Wand, mal Boden. Ziel ist es, das Gleichgewicht zu halten. Ha! Gar nicht so einfach. Einmal bin ich sogar von der Plattform gefallen und hing dann in den Seilen ;)
Dann ging es zum BERA - das ist ein soganennter objektiver Hörtest. Bei ihm werden Elektroden an die Stirn geklebt und man bekommt einen Kopfhörer auf. Die Elektroden beobachten die Gehirnströme, also die Aktivität des Gehirns, wenn dann also Geräusche wahrgenommen werden.
Bei diesem Test ist dann bei mir endgültig geklärt worden, wie stark das Gehört auf der linken und rechten Seite beeinträchtigt ist.
Dann ging es wohl zu der unangenehmsten Untersuchung - dem Nadeltest. Das ist darum unangenehm, weil es sich schon bei der Erklärung, was gemacht wird, schon anfühlt, als würde man ganz sicher sterben. Mit einer Nadel wird dann nämlich das Trommelfell durchstochen und die Nadel wird etwas tiefer in das Ohr eingeführt. Mit den Elektroden auf dem Kopf wird dann Strom auf die Nadel gegeben, und es wird getestet, ob ein Höreindruck entstehen kann. Auch das ist nicht ganz angenehem. Es fühlt sich an, als würde es in einem Vibrieren und die Nasen fühlt sich an, als wenn sie zuschwellen würde. Die Beste lachte, als ich es ihr erzählte und meinte, sie hätten mich einer halben Lobotomie unterzogen. Aber ganz so schlimm war es dann doch nicht. Das Trommelfell wird von außen auch betäubt, so, dass es wiederrum nicht ganz so schmerzhaft ist, wie es sein könnte. Nicht angenehm. Aber schnell vorbei. Zuviel Panik braucht man nicht haben. Es hat doch deutlich weniger weh getan, als man es sich vorstellt. So ein bisschen so, als wenn man eine Blutspendenadel bekommt.

Dann gegen Abend ist dann das letzte Gespräch mit dem Arzt - und da war es dann amtlich. Mein linkes Ohr ist platt und unbrauchbar, das Restgehör so gering, dass man von taub spricht. Es wird ein Kreuz hinter mein Ohr gemacht und der Arzt verabschiedet sich mit den Worten: "Und wenn jemand an Ihr anderes Ohr will, dann treten und beißen und mit Latschen werfen."
An dem Abend hab ich eine Beruhigungstablette bekommen, damit ich besser schlafen kann. Und die war auch ganz schön nötig, selbst mit ihr habe ich wirklich schlecht geschlafen.

3. Tag
Hier steht ja dann wohl die OP an. Ich kann man an den Tag selbst kaum noch richtig erinnern. Man geht natürlich nüchtern hinein und wartet dann, bis man dran ist. Schließlich bin ich erst um 12 dran. Aber um 10.30 holen sie mich auch schon ab. Man bekommt eine Tablette, mit der einem wirklich alles ein bisschen egal wird. Man hat so ein Hemdchen vom Krankenhaus an, wird mit seinem Bett abgeholt. Und ich hatte vielleicht eine Angst! Meine liebe Mama ist bis zum Aufzug mitgekommen und ich weiß auch noch, dass ich ein bisschen geweint habe. Das war meine erste OP in meinem Leben, da ist das ja schon erlaubt, dass man ein bisschen Angst hat :)
Ich bin mir eigentlich sicher, vom Zeitpunkt wo ich dann unten ankam bis hin zu der Aufforderung doch einfach mal selbst auf den OP-Tisch zu krabbeln, wach gewesen bin. Aber OP Start war Punkt 12 Uhr.
Scheinbar habe ich unten hin und wieder geschlafen, ohne, dass ich es gemerkt habe. Das war quasi so ein großer vorraum, wo auch schon ein bisschen stau war. Da waren noch andere Patienten, die wohl auf die eine oder ander OP gewartet haben. Und alle haben sie geschlafen. Ich weiß noch, wie ich die ganze Zeit gedacht habe: Nein, ich schlafe nicht!

Zur Narkose haben sie mich dann gefragt, ob eine angehende Ärztin meinen Zugang legen darf - und ich hab ganz gefällig und ein wenig unter Drogen natürlich zugestimmt ("Schließlich soll aus Ihnen auch mal eine richtige Ärztin werden"), die hat dann so ein bisschen länger rumgestochen, bis sie eine Vene gefunden hat. So lange, dass man sich mit mir dann noch unterhalten wollte.
Die liebe Ärztin fragte mich dann, was denn mein Hobby sei - und weil mein Hobby ja so ein bisschen etwas abgedreht uns seltener ist (das nennt sich larp - das ist live-action-role-play, also Rollenspiel. Eine Art Improvisationstheater) habe ich sie ganz benommen angesehen und ihr gesagt, dass "das für Sie ein bisschen zu kompliziert ist... oder kennen Sie sich mit Larp aus? Nein? Darf ich dann einfach von meiner geplanten Hochzeit reden? Ich heirate nämlich bald richtig schön kirchlich!"
Also durfte ich dann auch von der kleinen Kapelle erzählen, in der das stattfinden wird, und dass wir auch schon den Raum gefunden haben in dem die Feier stattfinden wird. Ich hab erzählt, dass ich noch ein Brautkleid suche.
Und zack, werde ich wieder wach :)
Und die haben mich gerade geweckt, als ich mir die Tischdeko auf der Hochzeit genau ansehen wollte :D
Es ging wirklich schnell vorbei. Man merkt es selbst einfach nicht.

Im Aufwachraum muss ich echt neben der Spur gewesen sein, aber eben ganz lieb. Ich hab viel gelächelt und gelacht und mit den Leuten geredet. Ich habe anderen Patienten zugewunkten und immer, wenn man mir gesagt hat, dass ich noch etwas schlafen soll, hab ich ganz energisch "Nein" gesagt. Nein, schlafen wollte ich nicht.
Für mein Empfinden bin ich ganz schnell wieder auf die Station gekommen, wo dann auch erstmal meine Eltern nicht da waren, die hab ich dann aber mit unleserlichen Texten im Whatsapp (Handy-sms-Programm) dazu gebracht zu mir zu kommen. Und da habe ich dann doch wieder betont gesagt, dass ich nicht schlafen möchte. So richtig erinneren tue ich mich nicht daran, aber ich war wohl ziemlich 'high' und breit. Das war der Rausch meines Lebens. Ich habe sogar etwas auf Facebook gepostet, was ich mit lachen am nächsten Tag entdeckt habe! Ich habe mich mit Leuten per Whatsapp unterhalten und mich am nächsten Tag noch köstlich amüsiert, was ich da geschrieben habe :)

Schmerzen hatte ich noch keine, es fühlte sich an wie eine Mittelohrentzündung, aber ganz weit weg eben. Nichts schlimmes. Man hatte lediglich einen ziemlichen Druck auf den Kopf :)



So meine lieben!
Fortsetzung folgt :)

Eure Katharina


Montag, 10. Februar 2014

Lebenszeichen!


Hallo meine lieben, lieben Andershörer,

nach Bangen, Weinen, Zähneknirschen, Angsthaben, Schlechtschlafen, Ankommen, Vorbereiten, Nachbereiten, Lachen, Weinen, Nachhausekommen, Schlechtschlafen, Weinen, Warten, Tasten, Fühlen, Warten, Weinen, Besserschlafen, Gutschlafen, Ausschlafen und über ein paar andere Stationen ist es jetzt endlich soweit.
Ich bin wieder einigermaßen Fit, so, dass ich hier mit meinem Bericht anfangen kann.

Vorweg möchte ich mich noch einmal für die liebe, liebe, liebe Unterstützung von euch Allen danken! Vom ersten Gedanken bis zur letzten Schmerztablette habt ihr mir Mut zugesprochen, mich angehört und mir Rat gegeben. Ihr habt euch mit mir aufgeregt und mit mir Hoffnung gemacht.
Ihr habt mir gesagt, dass „wird schon“ und „mach dir keine Sorgen“. Ihr habt mir gesagt, „alles wird Gut“ und „alles wird wieder besser“.

Ich kann euch schon einmal ein bisschen verraten, falls ihr es noch nicht wusstet: Ich bin am 29.01.2014 in Hannover operiert worden. Und es ist, weil mir eben auch rechts die tiefen Töne fehlen, ein MED-EL geworden. Wie gewünscht eben.

Ich möchte euch hier ja einen Ablaufbericht geben, eben vom ersten Tag in Hannover bis zum Letzten, damit die, die hierher finden, weil sie nach Informationen suchen (damit sie nicht ganz so Ahnungslos darein reiten wie ich) eben das auch finden.
Ich hoffe, dass ich manchem die Angst nehmen kann oder euch eben diesen gigantischen Schritt beschreiben kann.

Ich werde in den nächsten Tagen immer wieder etwas schreiben – das alles zusammenzumachen ist ein bisschen zuviel – dafür bin ich dann doch noch ein bisschen zu duselig und müde.

Aber die OP ist gut verlaufen, es gab keine Komplikationen und das bisschen an Nachwirkungen, was da ist, das wird die nächsten Wochen bis Monate besser.

Ich werde die Tage vor der OP in einen Post zusammenfassen und dann meinen sicherlich nicht unwizigen Bericht der OP und die Zeit nach der OP (kleiner Vorgeschmack: Bei der Visite sagte der Arzt zu mir: 'Ich habe hier stehen, dass Sie im Aufwachraum 'niedlich' waren und es Ihnen wirklich sehr gut ging' Ich versichere euch – mir ging es so gut, das war beinahe kriminell!)

Und in einem weiteren Bericht werde ich euch dann so ein bisschen die Zeit nach der OP zuhause verklickern. Da ist es gut, wenn man ein bisschen Zeit zum Genesen hat, weil die Erinnerung schönt es.

So eine OP ist kein Spaziergang und für kleine Schmerzmimosen wie mich ganz sicherlich nicht das Angenehmste. Aber mein doofes Ohr wollte ja nicht hören – dann muss es eben lernen ;)

In dem Sinne!
Bis die Tage!

Eure Katharina